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„Würdest Du mir bitte sagen, welchen Weg ich einschlagen muss?“, fragte Alice…
„Das hängt in beträchtlichem Maße davon ab, wohin du gehen willst“, antwortete die Grinsekatze. In Lewis Carrolls Meisterwerk „Alice im Wunderland“ findet sich Alice in einer surrealen Welt wieder, die von ihrer eigenen Logik geprägt ist. Du kennst den verrückten Hutmacher, das weiße Kaninchen und den Märzhasen, wenn du Alice im Wunderland gelesen hast.
Auf ihrem Weg durchs Wunderland trifft Alice auch auf die Grinsekatze, ein Wesen, das für seine rätselhaften Aussagen und sein verschmitztes Lächeln bekannt ist. Alice, verwirrt und verloren, fragt die Katze nach dem Weg. Doch ohne ein klares Ziel vor Augen kann die Katze ihr keine hilfreiche Antwort geben. Alice stellt die falsche Frage, weil sie die Regeln dieser neuen, ungewöhnlichen Welt nicht versteht.
Genau wie Alice, die in einer fremden Welt navigiert, stehen wir oft vor komplexen finanziellen Entscheidungen und stellen Fragen, ohne genau zu wissen, was wir eigentlich wollen oder brauchen. Es ist an der Zeit, die richtigen Fragen zu stellen.
Genau darum geht es in diesem Artikel. Wir sehen uns deshalb 6 falsche Fragen an und welche Fragen man stattdessen stellen sollte.
Starten wir mit…
Ich habe darüber schon diverse Male geschrieben. Doch da sich viele Menschen diese Frage stellen, kann es nicht schaden sie nochmals zu beleuchten. Was ist mit “Wird sich die Versicherung rechnen” eigentlich gemeint? Es geht hier darum, ob du mehr herausbekommst als du einbezahlst. Bevor wir uns ansehen, warum dies die falsche Frage ist, sollte man generell einen Schritt zurück machen und sich folgende zwei Fragen stellen:
Die erste Frage ist schnell beantwortet: Die Versicherung geht über kurz oder lang in Konkurs. Es wird nicht möglich sein, dass sie dauerhaft mehr auszahlt als sie einnimmt. Schließlich müssen ja auch die Mitarbeiter & Co der Versicherung bezahlt werden. Eine Versicherung, die über alle Verträge hinweg, mehr ausbezahlt als sie an Prämie einnimmt, gibt es nicht lange. Gut, jetzt könnte man sagen: Es muss sich ja nur für deinen Vertrag rechnen.
Wenn du beispielsweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung machst, dann wünscht du dir nicht, dass du berufsunfähig wirst. Du sicherst dir ein existenzbedrohendes Risiko ab. Da wir nicht vorhersagen können wie unser Leben verlauft, wissen wir auch nicht, ob sich die Versicherung, wie oben definiert, “rechnet”. Doch man will ja gar nicht, dass sie sich rechnet. Denn das würde bedeuten du bist berufsunfähig. Und spar dir die Berechnung und den Versuch der Abschätzung, ob dein persönliches Risiko berufsunfähig zu werden bei 17,5 % oder 11,7 % liegt. Denn was ändert das? Machst du keine Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn der Wert unter 13 % fällt? 10 %?
Diese Diskussionen und Überlegungen sind sinnlos, denn es handelt sich eben um ein existenzbedrohendes Risiko. Sieht man sich die Statistiken an (mehr dazu findest du heraus, wenn du dem Link von vorhin folgst), dann sprechen wir von 15 – 20 % Wahrscheinlichkeit, dass du in einem Bürojob, bis du 60 Jahre alt bist, einmal berufsunfähig wirst. Es ist völlig irrelevant, ob die Zahl aber 15 % oder doch nur 10 % ist. Die Konsequenz ist im Worstcase ein finanzieller Supergau. Und eine sinnvolle BU startet meist ab 20-30 € monatlich. Es reicht also zu wissen, dass die Wahrscheinlichkeit nicht bei 0,00001 % liegt (dann braucht man es nicht abzusichern).
Ich betreibe keine Extremsportarten. Doch selbst am kurzen Weg ins Büro, und das sind bei mir im Moment fünf Minuten mit dem Rad, hatte ich in den letzten 10 Jahren 2-3 Situationen die knapp waren und die im Worstcase schlimm ausgehen hätten können. Alle waren auf verschiedenen Zebrastreifen/Radfahrwegen und waren ein Beinahe-Zusammenstoß mit einem Auto, das mich übersehen hat. Zum Glück ist nichts passiert, doch für den Fall der Fälle hätte ich, durch die Unfallversicherung, zumindest finanziell keine großartigen Sorgen. Aber: Hoffentlich rechnet sich meine Unfallversicherung NIE.
Jemand bietet dir ein Spiel an. Du hast bei dem Spiel eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 95 %. Das heißt im Durchschnitt verlierst du von 20 Spielen nur eines. Was ist der Einsatz und was kannst du gewinnen? Du kannst deinen eingesetzten Spielbetrag verdreifachen. Hört sich nach einem No-Brainer an, oder? Na ja: Der Spiel-Einsatz ist dein gesamtes Vermögen. Du kannst nicht weniger setzen. Jetzt ist es vermutlich nicht mehr so eindeutig, ob du bei dem Spiel mitmachen willst, oder?
Die Chance auf Verdreifachung seines Einsatzes, mit einer 95 %-igen Gewinnchance, ist eine Wette, die jeder eingehen sollte. Doch nur, wenn man den eingesetzten Betrag selbst wählen kann. Wenn du immer dein gesamtes Vermögen setzen musst, dann ist das Risiko finanziell ruiniert zu werden zu hoch. Selbst wenn man nur in einem von 20 Fällen verliert.
Im Grunde setzen wir ohne Versicherung für die existenzbedrohenden Risiken jeden Tag unser Gesamtvermögen und mehr. Denn wenn du berufsunfähig bist, dann kannst du womöglich auch zukünftig kein (Mehr-)Einkommen erzielen. Wenn du durch einen Unfall stark eingeschränkt bist, dann können dich die Folgen finanziell ruinieren und/oder deine Lebensqualität nochmals verschlechtern. Die Frage, ob sich die Versicherung rechnet, ist bei existenzbedrohenden Risiken schlichtweg fehl am Platz.
Nicht wirklich. Am öftesten stellt sich die Frage bei so etwas wie einer Privatarztversicherung. Doch auch hier ist die Frage falsch. Eine ambulante Wahlarztversicherung solltest du nicht machen, weil du hoffst, dass du mehr zurückbekommst, als du einbezahlt hast, sondern zum Großteil aus zwei Gründen:
1. Damit du nicht mehr nachdenkst, ob du sofort zum “besten” Arzt gehst, dir eine Zweitmeinung einholst oder die Physio machst.
Die Versicherung ist also mehr oder weniger psychologischer Natur. Sie nimmt dir die Entscheidung ab. Und das führt zwangsläufig zu Punkt Nr. 2:
2. Du verbesserst deinen allgemeinen Gesundheitszustand.
Du suchst dir in Zukunft immer die besten Ärzte und denkst eben nicht mehr über die Kosten dafür nach. Das sollte insgesamt zu einer Verbesserung deiner Gesundheit führen.
Und ja, du wirst vielleicht Jahre dabeihaben, in denen du tatsächlich mehr zurückbekommst, als du in die Versicherung einbezahlt hast. Aber hoffentlich nicht jedes Jahr. Denn dann bist du jede zweite Woche beim Arzt und das wünsche ich dir nicht.
Du machst die Versicherung, um ein Risiko abzudecken, von dem wir alle nicht wissen, ob und wann es eintritt. Die Risiken, die uns finanziell zerstören können und keine Wahrscheinlichkeit von weit unter 1 % haben, sind must haves. Eine Versicherung, die dir eine Million Euro zahlt, falls bei dir im Viertel eine Zombie-Apokalypse ausbricht, brauchst du nicht. Für die Versicherungen die nice-to-have sind aber nicht existenzbedrohend, musst du selbst entscheiden, ob du sie haben möchtest oder nicht. Darunter würde zum Beispiel die Privatarztversicherung von vorhin fallen.
In unserem ultimativen Finanzplanungsguide gehen wir auf die wichtigsten Versicherungen noch mehr ein.
Unter anderem besprechen wir dort auch die größten Finanzplanungsfehler und wie du bei der langfristigen Anlage deutlich mehr Geld rausholst.
Bevor wir zu Frage Nummer 2 kommen, möchte ich noch auf einen nahen Verwandten von “Rechnet sich die Versicherung eingehen?”. Und diese Frage lautet: Wie viel bekomme ich zurück, wenn ich die Versicherung nicht brauche?
Für die meisten Versicherungen gilt: Nichts. Und das ist auch ok so. Du machst eine Risikoversicherung und kein Sparprodukt. Die meisten Varianten, die dir “Geld zurück” versprechen, sind generell teurer. Wenn du darüber nachdenkst, sollte klar sein: Irgendwoher muss der “Geld zurück” – Teil ja kommen.
Die richtige Frage ist also nicht “Rechnet sich die Versicherung?” oder “Wie viel bekomme ich zurück, wenn ich die Versicherung nicht brauche?”, sondern: Welche Versicherungen sind absolute must-haves? Welche Versicherungen sind good/nice-to-have und auf welche solltest du verzichten? (mehr dazu findest du im vorhin erwähnten Finanz-Planungs-Guide)
Bei dieser Frage kommt es darauf an, warum man sie stellt. Wenn man sie stellt, um anschließend explizit in genau das zu investieren, dann ist die Frage definitiv falsch. Falls sich einzelne Branchen oder zum Beispiel einzelne Aktientitel in letzter Zeit gut entwickelt haben, ist das keine Garantie für die Zukunft. Nur weil etwas die letzten 12 Monate gut funktioniert hat, heißt das nicht, dass es für immer so weiter geht. 12 Monate ist als Zeitraum zur Bewertung Lärm und kein Signal. Doch viele Leute laufen vermeintlichen Gewinnen hinterher, damit sie die “Chance” nicht verpassen.
FOMO hast du vermutlich schon mal gehört oder gelesen. “Fear of missing out”. Die Angst etwas zu verpassen. Normalerweise wird der Begriff zum Beispiel verwendet, um die Angst zu beschreiben, wenn man Erlebnisse, Erfahrungen oder Gelegenheiten, wie zum Beispiel ein Konzert oder einen netten Abend mit Freunden, verpasst. Doch wenn es um Investments und Geld anlegen geht, dann kann FOMO ebenfalls zuschlagen.
Investieren kann langweilig sein. Investment-Gewinne werden über lange Zeit gemacht und nicht innerhalb von 3 Tagen, Wochen oder Monaten. Doch wenn man sieht, dass Freunde mit der Shitcoin ChewbaccaTralala ihre Investition innerhalb von 3 Monaten verfünffacht haben, dann will man dabei sein. Doch es muss nicht so etwas wie ein Shitcoin sein. Vielleicht wird in den Medien gerade exzessiv über die neueste KI-Technologie berichtet und Nvidia Aktien sind schon um 100 % gestiegen. Damit du den Zug nicht verpasst, solltest du auch schnell welche kaufen, oder?
Doch mit strategischer und durchdachter Geldanlage hat das nichts zu tun. Denn die Aktien-Rally deines ausgewählten Titels ist vielleicht schon vorbei. Vielleicht auch nicht. Die richtige Frage ist nicht, was die letzten 12 Monate gut gelaufen ist oder was gerade gehypt wird. Richtige Fragen bei der Geldanlage sind:
Vergangene Performance kann ein Indikator und ein Anhaltspunkt sein. Doch die Performance allein ist nicht aussagekräftig. Man muss hinterfragen, wie sich die nächsten 10 Jahre entwickeln könnten und nicht wie die letzten 10 Jahre sich entwickelt haben. Natürlich macht es Sinn und ist essenziell zu wissen, dass man historisch betrachtet mit Aktien über lange Zeit sehr wahrscheinlich gute Gewinne einfährt (mehr dazu in unserem Artikel “Dieser Artikel verändert wahrscheinlich deine Einstellung zu langfristigem Investment”). Doch ein Zeitraum von 12 Monaten oder der aktuelle Medienhype ist völlig uninteressant und führt eher zu Fehlinvestitionen.
Kommen wir bei Frage Nummer 3 zurück zum Thema Versicherungen…
Wenn du eine Versicherung bereits ein paar Jahre hast, dann erwischt du dich selbst vielleicht dabei, dass du darüber nachdenkst, ob die Versicherung tatsächlich notwendig ist. Speziell, wenn du sie bisher nicht gebraucht hast. Vielleicht solltest du sie kündigen? Die Versicherung, die du vor kurzem benötigt hast, greifst du vermutlich nicht an. Wenn du die Ausführungen zu Frage Nummer 1 gelesen hast, dann ist dir vermutlich schon klar, warum das falsch ist. Doch lass es mich nochmals untermauern.
Vielleicht hast du dir vor kurzem etwas gebrochen und hast deshalb 300 € Knochenbruchpauschale bekommen. Das ändert nichts daran, dass eine Knochenbruchpauschale bei einer Unfallversicherung nicht zu empfehlen ist. Denn wirklich benötigen tust du sie nicht. Die 300 € ändern dein Leben nicht. Du bist bisher noch nicht berufsunfähig gewesen, einen schlimmen Unfall hattest du auch nicht und das Krankenhaus hast du bisher ebenfalls nie in Anspruch genommen. Also brauchst du die Versicherungen erst gar nicht abschließen…
Denke nochmals daran: Wofür machen wir eine Versicherung?
Speziell bei den existenzbedrohenden Risiken, die mit Gesundheit zu tun haben, steigt mit der Zeit die Wahrscheinlichkeit, dass wir sie benötigen. Wir wissen natürlich nicht, wann und ob wir sie brauchen, doch das Risiko wird normalerweise nicht geringer, sondern größer. Oftmals werden Versicherungen hinterfragt oder neue Versicherungen abgeschlossen (oder eben nicht), weil ein Freund oder Bekannter diese Versicherung gut oder schlecht findet.
Ich habe in unserem Artikel “Die 4 Reiter deiner finanziellen Apokalypse Oder: Sei vorsichtig von wem du dir Rat holst” bereits darüber geschrieben, dass es entscheidend ist, von wem du dir Ratschläge einholst. Die Bewertung, ob eine Versicherung sinnvoll ist oder nicht, hat absolut gar nichts damit zu tun, wie viele Leute in deinem Umkreis sie haben oder eben nicht haben.
Springen wir bei der nächsten falschen Frage wieder zurück zu Investments…
Wir haben dazu bereits einen eigenen Artikel geschrieben: Titel Wann ist der richtige Zeitpunkt mit dem Geld anlegen zu starten?
Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt, um mit Investitionen zu beginnen, da niemand die Zukunft vorhersagen kann. Statt dich zu fragen, wann der beste Zeitpunkt zum Starten ist, solltest du dich fragen, wie lange du Zeit hast. Wenn du genügend Zeit hast, ist der beste Startzeitpunkt „jetzt“. Du musst aber auch bereit sein, den Preis der Volatilität zu zahlen, um erfolgreich Geld anzulegen. Ohne Schwankungen ist es schwierig, eine vernünftige Rendite zu erzielen. Versuche nicht, den Markt zu timen. Der alte Spruch “Time in the market” ist wichtiger als “Timing the market” ist richtig. Je länger dein Zeithorizont ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit eines guten Ergebnisses.
Für die Details folge dem Link von vorhin. Wir widmen uns jetzt der falschen Frage #5…
Die Frage wie sich die Zinsen entwickeln werden ist deshalb falsch, da sie unmöglich beantwortbar ist. Basierend auf Annahmen wie sich die Zinsen entwickeln eine Entscheidung zwischen Fixzins oder variablem Zins zu treffen ist von vornherein nicht zielführend.
Ja, wir können mit Wahrscheinlichkeiten arbeiten.
Ja, wir können historische Entwicklungen beleuchten.
Ja, wir können die aktuelle Marktsituation betrachten und uns dann anmaßen ein Gefühl für die Richtung der Zinsentwicklung zu haben.
Nein, wir können niemals akkurat Zinsen vorhersagen (und schon gar nicht für einen Zeithorizont von 10 oder mehr Jahren).
Denn selbst wenn wir glauben, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwicklung der Zinsen vorhersagen können (viel Glück damit), ist die richtige Frage:
Wie viel Zinsschwankung halte ich aus?
Sowohl finanziell als auch psychologisch. Wenn du die Nerven wegwirfst, wenn die Zinsen zwei Prozentpunkte steigen, dann wird sich die Frage nach einem variablen Zins niemals stellen. Zumindest sollte sie das nicht. Das ist, wie wenn du zu überlegen beginnst, ob du die Kreuzseeschifffahrt zur Arktis oder zur Antarktis machen willst. Du verabscheust aber Wasser, Kälte und Boote. Gerade beim psychologischen Thema sollte man eines nicht vergessen: Meist überschätzt man sich und die Fähigkeit mit schnell steigenden Zinsen und somit schnell steigenden Mehrkosten umzugehen.
Wenn es um den finanziellen Aspekt geht, dann empfehle ich dir unseren Artikel: Soll ich das Haus bzw. die Wohnung jetzt kaufen, da die Preise sowieso immer steigen?
In diesem Artikel gehe ich im Detail darauf ein, dass man sich finanziell ansehen muss, wie viel (Mehr-)Zins man tatsächlich tragen kann. Blickt man auf das Jahr 2022 und 2023 dann hätte zuvor niemand erwartet, dass die Zinsen so rasant angehoben werden. Also verschwende deine Zeit nicht mit Fragen, die du praktisch nicht beantworten kannst bzw. selbst wenn wir uns zutrauen eine Tendenz feststellen zu können, ist die entscheidende Frage: Wie viel halte ich finanziell und psychologisch aus?
Zum Abschluss widmen wir uns noch einer falschen Frage, die in allen Bereichen vorkommen kann.
In unserem Artikel Signal vs. Rauschen: Wie du bei Finanzen, Versicherungen & Co das Rauschen ausblendest bin ich bereits darauf eingegangen, dass bei Investments der Blick zurück und die Identifikation der besten Anlage der letzten 10 Jahre sinnlos ist. Denn du betrachtest dabei immer nur das, was tatsächlich passiert ist. Das gilt auch für die vorhin besprochene “Fixzins vs. variabler Zins” – Diskussion. Wenn ein paar Dinge anders gelaufen wären, dann wäre etwas anderes vielleicht deutlich besser gewesen. Entscheidend ist es für verschiedene Szenarien gerüstet zu sein. Egal welches Szenario dann eintritt.
Falls du den Signal vs. Rauschen Artikel bereits gelesen hast, dann ist dir vermutlich in diesem Artikel einiges bekannt vorgekommen. Ich habe hier bewusst einzelne Dinge wiederholt und aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Denn die falschen Fragen, die wir hier bisher beleuchtet haben, kommen immer wieder vor. Und nur weil du einmal einen Artikel gelesen hast, wirst du nicht sofort alles verinnerlichen und für die Zukunft abrufbereit haben. Falls du unsere Artikel religiös verzehrst und daraus zitieren kannst wie der Pfarrer aus der Bibel dann: 1. Cool, das freut mich! 2. Ich hoffe du verzeihst mir, wenn ich manche Konzepte wiederhole. Vergebt, so wird euch vergeben 😉
Betrachten wir nun “Wäre es besser gewesen, wenn ich X gemacht hätte?” etwas allgemeiner
Wieso ist die Frage falsch? Vielleicht besprechen wir zuerst, wann sie richtig ist: Wenn ich sie als Reflexion benutze, da ich im Entscheidungsprozess, der mich an dieses Ergebnis geführt hat, nicht ordentlich nachgedacht habe. Wenn mein Ziel ist, dass ich deshalb die Art und Weise wie ich Entscheidungen treffe und zu Entscheidungen komme überdenke, dann ist die Frage ok. Doch wenn mein Entscheidungsprozess bereits gut ist (bzw. war), dann ist die Frage fehl am Platz und falsch. Denn ein schlechtes Ergebnis bedeutet nicht, dass meine Vorgehensweise oder Entscheidung schlecht war (so wie auch ein gutes Ergebnis nicht bedeutet, dass ich richtig gehandelt habe, auch wenn es sich im ersten Moment natürlich besser anfühlt).
Die richtige Frage ist also: Wie komme ich zu meinen Entscheidungen und warum handle ich, wie ich handle?
Annie Duke schreibt in ihrem Buch How to Decide:
Why is it so important to have a high-quality decision process?
Because there are only two things that determine how your life turns out: luck and the quality of your decisions. You have control over only one of those two things.
…
When you make a decision, there is stuff you know and stuff you don’t know.
One of the things you definitely don’t know is which of all the possible outcomes that could happen will be the one that actually happens. But after the fact, once you know the thing that actually happened, you can feel like you should have known it or did know it all along. The actual outcome casts a shadow over your ability to remember what you knew at the time of the decision.
…
Therefore, whether you acknowledge it or not, making a decision is making a guess about how things might turn out. Your choice is always an estimate of the likelihood of different outcomes unfolding.
Dein Lebensweg wird stark davon abhängen, wie du deine Entscheidungen triffst. Das Konzept der “path dependence” also der Pfadabhängigkeit wird zu oft ignoriert. Manche Entscheidungen scheinen klein zu wirken, haben aber dramatische langfristige Konsequenzen auf deine Gegenwart und Zukunft. Manche Entscheidungen rauben dir zukünftige Möglichkeiten und manche Entscheidungen eröffnen später neue Optionen.
Ich habe drei relevante Artikel für dich, die an dieses Thema anknüpfen:
Wenn du deine Entscheidungen durchdacht triffst, dann wirst du dich immer weniger mit Fragen wie “Wäre es besser gewesen, wenn ich X gemacht hätte?” quälen müssen und dich nicht unbewusst interessanter Möglichkeiten berauben. Doch zum Abschluss möchte ich noch einen wichtigen Punkt aufwerfen:
Bevor du darüber entscheidest, wie viel Aufwand und Zeit du in eine Entscheidung investierst, solltest du die folgenden Fragen stellen und versuchen deine Entscheidung einzuordnen (Anmerkung: ich bin mir nicht mehr sicher, wo ich diese Einteilung das erste Mal gesehen habe, es könnte von Shanes Parrish sein):
Bevor wir dazu jeweils ein Beispiel machen, möchte ich noch erwähnen, dass umkehrbar, unveränderlich, folgenreich und nicht folgenreich ein Spektrum darstellen. D.h. wenn eine Entscheidung bzw. die Konsequenz daraus zum Beispiel schwierig oder nur mit viel Aufwand umkehrbar ist, dann würde ich sie eher im Bereich unveränderlich einordnen. Folgenreich bzw. nicht folgenreich könntest du auch als bedeutend oder unbedeutend bezeichnen Machen wir dazu ein paar Beispiele:
Unveränderlich und folgenreich ist die Entscheidung, dass du dir ein Gesichtstattoo stechen lässt. Es wird das erste sein, das jeder sieht, wenn er auf dich trifft und die Entfernung ist kostspielig, langwierig und vielleicht nicht vollständig möglich.
Umkehrbar und nicht folgenreich ist die Entscheidung für ein spezielles Protein-Pulver. Du kannst dir eine Probe besorgen oder in eine kleine Packung investieren und sehen, wie es dir schmeckt, ob du es verträgst, usw. Wenn es nicht passt, probierst du etwas anderes.
Umkehrbar, aber folgenreich ist zum Beispiel die Entscheidung in eine andere Stadt zu ziehen. Das Problem kannst du lösen, in dem du zwei Wochen oder zumindest eine Woche in der Stadt auf Urlaub verbringst. Wie gefällt es dir?
Unveränderlich, aber nicht folgenreich ist die Entscheidung ein Dessert zu essen. Du kannst nicht in der Zeit zurückreisen, doch wenn du einmal ein Dessert ist, wird dies nicht folgenreich sein (ACHTUNG: Es könnte folgenreich werden, wenn du jeden Tag Essen gehst und immer ein Dessert isst).
Entscheidungen die zu unveränderlichen und folgenreichen Ergebnissen führen, sollten die Entscheidungen sein, denen du am meisten Zeit und Gedanken widmest.
Falls du dich also das nächste Mal zum Beispiel dabei erwischt, dass du länger darüber nachdenkst, ob du für etwas 3 € mehr oder weniger ausgibst, dann verschwendest du vermutlich Zeit für eine Entscheidung, die zwar unveränderlich ist, aber nicht folgenreich ist. Wenn du das zu häufig machst, hast du irgendwann keine Energie mehr für die wirklich wichtigen Entscheidungen. Oder du schiebst Entscheidungen so lange vor dir her, dass du eigentlich entschieden hast nichts zu tun. Auch das ist eine Entscheidung. Meistens nicht die beste. Oftmals sogar die schlechteste.
Und wer weiß: Vielleicht brauchst du den Rat der Grinsekatze gar nicht, da die Entscheidung, ob du Weg X oder Y nimmst, umkehrbar und ohne Folgen ist 😉
1. Wenn du in Zukunft im Finanz- und Versicherungsbereich nicht nur die richtigen Fragen stellen willst, sondern auch noch die richtigen Antworten dazu haben willst, um in der Folge eine qualifizierte Entscheidung zu treffen… dann kannst du dir als erstes unseren ultimativen Finanzplanungsguide herunterladen.
Dort erfährst du welche Versicherungen du unbedingt brauchst, welche Finanzplanungsfehler du vermeiden musst und wie du in allen Bereichen zu Boni für Uni- & FH-Absolventen kommst.
2. Du kannst auch sofort mit uns sprechen und mit deiner smarten Finanzplanung starten. Kostenfrei. Online. Unverbindlich. Dafür aber mit Spezialtarifen und Mehrwert für Uni- und FH-Absolventen.