Zeigst du die Symptome eines “Kosten-Fanatikers”? | FiP.S

Zeigst du die Symptome eines “Kosten-Fanatikers”? (und wie du das änderst)

Einkaufswagen mit großer Lupe und Geld

Wie wirkt sich das Weltall auf den menschlichen Körper aus?

Die NASA hat große Pläne für die bemannte Raumfahrt. Astronauten auf dem Mond (wieder mal) und Langzeitmissionen mit einer Besatzung auf dem Mars. Dies erfordert technologische Fortschritte sowohl in der Raketen- als auch in der Raumfahrthardware. Doch nicht nur die Technik spielt eine Rolle. Die NASA ist auch interessiert daran, wie sich der menschliche Körper im All verändert. Mark und Scott Kelly waren deshalb ein Teil eines Experiments.

Die beiden sind eineiige Zwillinge und hatten bereits als Astronauten gedient. Um die Auswirkungen von Mikrogravitation, Strahlung und Co zu untersuchen wurde Scott für ein Jahr zur ISS (internationale Raumstation) geschickt, während Mark auf der Erde blieb. Gerade für lange Mars-Missionen, bei denen nach der Landung komplexe Aufgaben erfüllt werden müssen, ist es spannend zu wissen, wie sich der Körper verändert. Eines der eher besorgniserregenden Ergebnisse war, dass die Denkfähigkeit von Scott, nach seiner Rückkehr zur Erde, im Vergleich zu Mark schwächer wurde. 

Die Zeit im All verschlechterte also die kognitive Effizienz.

Dasselbe passiert, wenn sich Menschen zu stark und zu lange auf Kosten fixieren

Es kommt einem manchmal so vor, als würden auch dann die kognitiven Fähigkeiten der jeweiligen Person schlechter werden – zumindest in Bezug auf Geld und Kosten. Was ich damit genau meine, werden wir uns in diesem Artikel ansehen. Unter anderem besprechen wir:

  • Warum ein zu starker Fokus auf Kosten dein Leben nicht besser machen wird
  • Was es konkret bedeutet sich nicht ausschließlich auf Kosten zu fixieren
  • Warum viele Menschen einen Hang zum Kosten-Fanatismus haben

Starten wir mit…

1.

Warum eine zu starke Fixierung auf Kosten dein Leben nicht besser macht

schweres Gewicht mit Kosten

Vorweg sollten wir nochmals klarstellen: Dieser Artikel konzentriert sich darauf, dass eine nahezu fanatische Beziehung zu Kosten meiner Meinung nach nachteilig ist. Oder anders ausgedrückt: Eine zu starke Fokussierung auf Kosten wird dich langfristig ärmer machen. Vielleicht nicht sofort in absoluten Zahlen am Bankkonto, aber bei einer Gesamtbetrachtung deines Lebens. Ich schreibe diesen Artikel übrigens als jemand der sich selbst als eher sparsam und kostensensibel bezeichnen würde. 

Bevor wir weitermachen, sollten wir aber kurz erläutern, was ich mit “Kosten” meine

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind Kosten das Geld, das zur Bezahlung für Güter oder Dienstleistungen ausgegeben wird. Alle BWL und Wirtschaftswissenschaften-Studenten bzw. Absolventen (zu denen ich auch gehöre) denken im Moment gerade vielleicht noch an die Unterscheidung zwischen Aufwand und Kosten und frohlocken oder fluchen gerade, wenn sie sich an Buchhaltung erinnern. Für diesen Artikel ist eine Unterscheidung glücklicherweise irrelevant. Egal ob wir von Kosten oder Ausgaben sprechen, wir meinen hier ganz einfach das, was du Monat für Monat, Jahr für Jahr und von Fall zu Fall für Dienstleistungen, Produkte & Güter ausgibst bzw. bezahlst. 

Was meine ich jetzt mit einer zu starken Fixierung auf Kosten?

Du kennst bestimmt jemanden der alles zu teuer findet. Der selbst Mini-Beträge hinterfragt und sich darüber aufregt, dass etwas Geld kostet. Das Erste, was dieser Person in den Kopf schießt, ist: Kosten. Kosten. Kosten. Überall muss gespart werden. Manche würden in einem Restaurant, wenn sie einen Euro weniger zahlen müssten, vermutlich auf das Besteck verzichten und mit den Händen essen 😀 Oder aber sie würden sowieso niemals auswärts essen gehen.

Vielleicht erwischst du dich auch selbst dabei, dass du bei manchen Themen von sparsam zu geizig kippst (das passiert in der ein oder anderen Situation jedem von uns). Doch mir geht es hier gar nicht so sehr explizit um sparsam, geizig oder ob man Geld verschwendet. Ich bin auf das im Detail schon in unserem Artikel Minimalismus, Frugalismus & Geiz – Was ist der Unterschied und warum sollte dich das interessieren eingegangen. Ich will mich hier etwas mehr darauf fokussieren, dass die Heuristik alles oder einen Großteil rein auf Kosten zu reduzieren, langfristig dein Leben mehr negativ als positiv beeinflussen wird. 

Kosten sind bzw. sollten immer nur ein Teil einer Gesamtbetrachtung sein

Du solltest dich auch fragen: 

  • Welche Leistung bzw. welchen Mehrwert bekomme ich? 
  • Spare ich mir dadurch Zeit und was ist mir meine Zeit wert bzw. was kann ich mit der gewonnenen Zeit stattdessen machen? 

Die Antwort auf diese Fragen bildet die Basis, um in einer Gesamtbewertung, gemeinsam mit den Kosten (bzw. Preis), eine Situation zu analysieren und durchzudenken. Um das sinnvoll machen zu können, solltest du vermutlich ein Gefühl dafür haben, wie hoch dein echter Stundenlohn ist. Mehr Infos dazu kannst du in unserem Artikel Wie hoch ist dein echter Stundenlohn und warum ist er niedriger als du glaubst?  nachlesen. Jemand der sehr wenig verdient und einen niedrigen Stundenlohn hat, wird zwangsläufig mehr über Kosten nachdenken müssen. Jemand der mehr verdient und einen hohen Stundenlohn hat, kann es sich leisten, dass er bei gewissen Summen nicht mehr nachdenkt. Das heißt nicht, dass man nicht sparsam sein kann oder automatisch verschwenderisch durch sein Leben geht. Doch Geld sollte einem das Leben erleichtern. Bevor wir also noch intensiver über “Kosten” sprechen, lohnt sich kurz allgemein über den Zweck von Geld zu sprechen.

Morgan Housel schreibt in The Psychology of Money:

Money’s greatest intrinsic value—and this can’t be overstated—is its ability to give you control over your time. To obtain, bit by bit, a level of independence and autonomy that comes from unspent assets that give you greater control over what you can do and when you can do it.

In diesem Zusammenhang sollte man auch über seine Werte nachdenken

Nachdenken

Leitsatz Nummer sieben in unserem Artikel 7 Leitsätze für ein sorgenfreies Leben & exzellente Finanzen  ist: Kenne deine eigenen Prinzipien & Werte. Wer seine eigenen Prinzipien und Werte kennt, der wird sich auch beim Thema Bewertung von Leistung, Zeit & Kosten einfacher tun. Wer seine Werte und was ihm wirklich wichtig ist nicht kennt, der läuft oftmals Gefahr in das eine oder andere Extrem zu fallen (Kosten-Fanatiker oder jemand der für Dinge Geld verprasst, die einem persönlich eigentlich unwichtig sind). Das hört sich vielleicht wie ein “No-Brainer” an. Doch wer zieht dies konsequent durch und trifft in diesem Zusammenhang jede Entscheidung bewusst und durchdacht? Wer verinnerlicht dies alles in einer Art und Weise die kein oder nur mehr wenig aktives Nachdenken darüber notwendig macht?

Der erste Anstoß dies umzusetzen, soll dieser Artikel sein

Nochmals: Geld ist ein Tool sein Leben besser und leichter zu machen. Es ist ein Tool, um ein Ziel zu erreichen. Es ist nicht das Ziel selbst. Denn selbst wenn du dir im Moment denkst, dass du viel Kohle anhäufen musst. Was ist dann das eigentliche Ziel? Ist es Sicherheit? Die Freiheit über deine Zeit zu bestimmen? Schöne Dinge zu kaufen? 

Was hast du davon, wenn du viel Geld hast, es aber nicht nutzt, und dich deshalb über Kleinigkeiten ärgerst oder dir den Kopf über ein paar Euro zerbrichst.

When your choices turn you into someone who has to worry about money, then you are not rich . . . no matter how much you make.

Ryan Holiday schreibt diesen Satz in seinem Buch Discipline is Destiny. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob er sich hier nur darauf bezieht, dass man auch bei einem guten Gehalt zu viel ausgeben kann, doch ich interpretiere diesen Satz für diesen Artikel etwas anders: Wenn du so fixiert auf Geld/Kosten bist, dass du praktisch nichts für eine Dienstleistung oder ein Produkt bezahlen willst bzw. sich bei dir alles ausschließlich nur um Kosten und Preis dreht, dann bin ich der festen Überzeugung, dass dir das langfristig kein glücklicheres Leben bescheren wird.

Man macht damit auch seinen Mitmenschen das Leben schwer und somit noch mehr sich selbst

Niemand mag Geizkragen und Kosten-Fanatiker. Nicht mal andere Kosten-Fanatiker finden Geizkragen sympathisch. Dein Leben muss und soll kein Sympathie-Wettbewerb sein und ich bin der Meinung, dass die eigenen Werte entscheidender sind, als das, was andere Menschen denken. Doch in diesem Fall ist es ein doppelter Nachteil – man macht sich unbeliebt und hat durch den Kosten-Fanatismus langfristig auch persönlich keinen Vorteil.

Eines sollte hier zur Sicherheit nochmals gesagt werden

Dieser Artikel soll ein Denkanstoß sein – egal wie du aktuell mit dem Thema Kosten umgehst. Wenn du der Meinung bist, dass du als Kosten-Fanatiker glücklich wirst, dann ist dieser Artikel kein Angriff auf dich und deine Sichtweise. Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er mit dem Thema umgeht. In diesem Artikel versuche ich, meine Denkweise und meine Erfahrungen diesbezüglich weiterzugeben.

Nochmals zurück zu den zwei Fragen bei der Gesamtbetrachtung:

  • Welche Leistung bzw. welchen Mehrwert bekomme ich? 
  • Spare ich mir dadurch Zeit und was ist mir meine Zeit wert bzw. was kann ich mit der gewonnenen Zeit stattdessen machen? 

Je nach Situation kann es sein, dass das eine (die Leistung / der Mehrwert) oder das andere (die Zeitersparnis) überwiegt. Absolute No-Brainer Entscheidungen (oder zumindest sollten sie das sein) sind Situationen in denen du dir viel Zeit sparst UND einen beträchtlichen Mehrwert bekommst. Wir haben in unserem Büro beispielsweise eine Reinigungskraft, die alle zwei Wochen zum Saubermachen kommt. In dem Fall überwiegt die Zeitersparnis (wobei der Profi vermutlich auch besser putzt als wir). Wenn wir einen Quanten-Physiker brauchen würden, dann spart uns das natürlich Zeit, wenn wir einen Experten engagieren. Doch vermutlich ist es egal wie viel Zeit wir dafür aufwenden würden – besser als der Experte werden wir es nie hinbekommen. Hier spielen der Mehrwert und die Leistung also eine übergeordnete Rolle. Natürlich verschwimmen die Grenzen zwischen Mehrwert und Zeitersparnis bis zu einem gewissen Grad. Für mich ist Leistung/Mehrwert vor allem etwas, das ich auch mit viel Zeitaufwand nur schwer oder gar nicht selbst hinbekommen würde.

Bevor wir beleuchten, warum viele Menschen auf Kosten fixiert sind, sehen wir uns ein paar konkrete Beispiele an, um nochmals zu verdeutlichen, was ich meine. 

2.

Was bedeutet es jetzt sich nicht nur auf Kosten zu konzentrieren?

Waage mit Vorteile und Nachteile

Sehen wir uns dazu ein paar konkrete Beispiele an.

  • Der Laufschuh-Kauf

Ich mache seit längerer Zeit, als Teil meiner Fitness-Routine, Zone 2 – Trainings auf einem Laufband im Fitness-Studio (15% Steigung bei schnellem Gehen). Meine normalen Fitness-Studio Schuhe (für Krafttraining) sind grundsätzlich nicht für längere Cardio-Einheiten ausgelegt. Deshalb habe ich mich entschieden Laufschuhe anzuschaffen. Vorweg: Das Thema Gesundheit gehört für mich zu einem der Themen, bei denen ich “gerne” Geld ausgebe. Lieber spare ich an anderer Stelle als bei diesem Thema. 

Sehen wir uns zuerst an, wie ich zu meinem neuen Schuh kam und wie eine zu starke Fixierung auf Kosten die Entscheidung womöglich beeinflusst hätte. Ich ging folgendermaßen vor:

1. Wie bei fast allen Dingen, habe ich eine kurze Online-Recherche gemacht, um ein Gefühl dafür zu bekommen welcher Schuh für meine Zwecke womöglich passend ist und wo ca. der Preis liegen sollte. Da ich schon ewig keinen Laufschuh gekauft habe, entschied ich mich anschließend für eine Beratung in ein Fachgeschäft zu gehen.

2. Im Fachgeschäft habe ich dann verschiedenste Modelle getestet und ausprobiert (Anmerkung: Praktisch alle Modelle die ich vorher online gefunden habe, waren für meine Zwecke suboptimal). Nach dem Anprobieren mehrerer Schuhe habe ich ein passendes Modell gefunden.

3. Ich habe die Schuhe sofort im Geschäft gekauft und der Prozess “Laufschuh-Kauf” war somit abgeschlossen.

Als Kosten-Fanatiker hätte ich vielleicht folgende Abzweigungen genommen:

A) Ich kaufe vielleicht gar keine Laufschuhe, weil es ja Geld kostet, und das Training kann ich auch in den normalen Fitness-Studio-Schuhen machen. Konsequenz: Langfristig schade ich vermutlich damit meiner Gesundheit.

B) Ich hätte mir online mehrere Paar Schuhe bestellen können, um den günstigsten Preis zu ergattern. Konsequenz: Ich hätte hier sicher mehr Zeit benötigt, da ich nicht auf Anhieb das passende Modell gefunden hätte und auch die Größenbestimmung beim Laufschuh schwierig geworden wäre. Ich hätte am Papier also vermutlich weniger bezahlt, doch wenn man meine Zeit & meinen Aufwand aufrechnet, wäre ich schlechter ausgestiegen. (Anmerkung: Meine “normalen” Schuhe kaufe ich tatsächlich alle online, da ich 1-2 Marken habe, die ich bevorzuge, bei denen ich meine Größe inzwischen kenne und somit hier preis-/leistungstechnisch das beste Ergebnis erziele).

C) Ich hätte mir das Modell, das ich im Geschäft als gut empfunden habe danach auch online suchen können und günstiger kaufen können. Konsequenz: Wenn dies jeder macht, gibt es irgendwann kein Geschäft mehr, in dem ich Schuhe anprobieren kann. Außerdem hat mich der Fachmann gut beraten. Hier dann online zu bestellen, ist am Ende des Tages Zeit-Diebstahl (ich stehle dem Berater Zeit). So jemand will ich nicht sein (Anmerkung: Natürlich macht es einen Unterschied, von welchem Preisunterschied wir sprechen. Wenn der gleiche Schuh online 100 € kostet aber im Fachgeschäft 1.500 €, dann wird eine halbe Stunde Beratung vermutlich etwas zu hoch bepreist sein 😉 ). 

Nach diesem längeren Beispiel sehen wir uns ein paar Situationen im Schnellverfahren an:

  • Vor kurzem haben wir uns ein neues Kochfeld kaufen müssen. Bisher hatten wir ein normales Ceran-Kochfeld. Beim Neukauf war die Überlegung, ob wir nicht auf ein Induktionskochfeld umsteigen. Der Preisunterschied (Induktion vs. normal) war 200 €. Wir haben uns dann für das Induktionskochfeld entschieden: Der Hauptgrund war das schnellere Erhitzen und somit die Zeitersparnis beim Kochen. Wenn ich jeden Tag 5min spare, dann brauche ich meiner Meinung nach nicht darüber diskutieren, ob sich 200 € Unterschied auf 7-10 Jahre (so lange sollte das neue Kochfeld halten) lohnen. Wer zu stark auf Kosten fixiert ist, denkt gar nicht so weit.Das Kochfeld habe ich mir dann auch um 80 € Pauschale liefern und vom Fachmann einbauen lassen (inklusive Entsorgung des alten Kochfelds). Auch das hätten wir vermutlich irgendwie selbst hinbekommen. Doch wenn ich die Fahrzeit rechne, die Zeit für den Aus- und Einbau und dann die Zeit für die Entsorgung des alten Kochfelds im Altstoffsammelzentrum, dann war die Lieferung für mich ein No-Brainer. Dem Techniker habe ich dann noch “Trinkgeld” gegeben. Warum? 1. Weil er supernett war. 2. Weil er es sich merken wird und das nächste Mal, wenn ich etwas benötige, erinnert er sich vermutlich vorab schon positiv an mich.
  • Nach einem Konzert in Wien, stellte sich die Frage, wie wir am besten zurück zu unserem Auto (Park & Ride Garage) kommen. Wir parkten bei der Anreise in einer etwas abgelegenen Garage bzw. in einer Garage die keine optimale Anbindung an die Öffis hatte (mind. 15 min Fußweg und mehrmaliges Umsteigen bei den Öffis). Bei der Anreise war das kein Problem – tagsüber bei Sonnenschein war der kleine Sparziergang angenehm. Doch nach dem Konzert war es dunkel, kalt und bereits spät. Uns stand auch eine längere Auto-Heimfahrt bevor. Mit den Öffis würden wir mit Umsteigen, Fußmarsch & Co ca. 40-45min benötigen. Mit dem Taxi 15 min.Also, was würdest du in dem Fall machen?Für mich war es klar: Wir rufen ein Taxi. Ja, das kostet uns in der Gruppe ca. 20 €, aber wir kommen dafür direkt vor unsere Garage, niemand erfriert auf halben Weg und wir kommen früher nach Hause und somit auch früher ins Bett.
  • Der Faktor Kosten spielt aber nicht nur bei “kleineren” Ausgaben eine Rolle. Ich habe in meinem Leben bereits mehrere Kurse und Trainings gekauft (die meisten davon online), die deutlich über 1.000 € und teilweise ein Vielfaches davon gekostet haben. Wer zu stark auf Kosten fixiert ist, ohne Mehrwert und Zeitersparnis zu berücksichtigen, wird darüber nicht einmal nachdenken. Der Großteil der Kurse war für mich, im Nachhinein betrachtet, viel mehr wert. Du würdest das hier gerade vermutlich nicht lesen, weil es FiP.S in dieser Art und Weise so nicht geben würde, wenn ich ein paar dieser Kurse nicht gekauft hätte.
  • Ich kaufe seit längerer Zeit nur mehr Tommy Hilfiger Jeans. Nicht wegen der Marke. Die ist mir völlig egal. Ich glaube auch nicht, dass die Qualität der Jeans dramatisch besser ist als die von günstigeren Marken. Doch ich bin relativ groß und es hat sich herausgestellt, dass der Schnitt und die Länge bei meiner passenden Größe bei den Hilfiger Jeans (a) perfekt passt und immer ähnlich / gleich ist und (b) die Größe bei Hilfiger (im Gegensatz zu den anderen Marken) fast immer erhältlich ist. Wenn ich also neue Hosen brauche, dann weiß ich exakt, was ich bestellen muss, damit es mir passt. Von der Suche bis zur Bestellung vergehen meist nicht mehr als 30min. Und ja, ich bestelle alle meine Hosen seit Jahren online (seitdem ich die perfekte Größe und Marke identifiziert habe).Dieser Komfort ist es mir wert, dass ich 10, 20 oder 30 € mehr pro Hose bezahle als bei anderen Marken. Das, was ich mir an Zeit spare, investiere ich in Dinge die mir wirklich Spaß machen (der Hosenkauf gehört nicht dazu). Ich mache das übrigens nicht nur bei meinen Jeans so. Das gleiche mache ich bei Hemden, T-Shirts etc. 😉

Ich möchte eines nochmals hervorheben:

Ich spare mir hier insgesamt viel Zeit und Energie. Denn ich muss bei den kleineren Beträgen in der jeweiligen Situation nicht mehr lange nachdenken. Ich trage die Entscheidung nicht tage- oder manchmal wochenlang im Kopf herum. Ich will meine Zeit optimieren, und zwar für die Dinge die mir wichtig sind. Und dafür bin ich bereit, dass ich bis zu einem gewissen Grad Geld ausgebe. Die Zeit und Energie die man in seinem Leben hat, ist begrenzt. Wir alle müssen entscheiden, für was wir sie aufwenden. Eines ist für mich klar: Über eine einmalige 20 oder 50 € Ausgabe, will ich nicht einmal eine Sekunde nachdenken (je nachdem in welchem Lebensabschnitt du dich befindest, wird dein Wert ein anderer sein). Vielleicht denkst du dir noch:

“Ja, aber das kann man dann ja immer sagen und dann hat man plötzlich dreißig 50€ Ausgaben und verschwendet Geld…”

Lange Rechnung

Ja und nein. Wenn du in deinem Leben klare Werte definiert hast, dann sollte dieses Problem nicht auftreten. Ich kaufe keine Dinge, die ich eigentlich nicht brauche (Tipp: Lies unseren Artikel “Soll ich mir das kaufen? Die 3 Fragen die du dir vor jeder Anschaffung stellen solltest” ). Wenn du nicht weißt, was dir wichtig ist und nie darüber nachgedacht hast, dann kann es natürlich passieren, dass du statt einem Kosten-Fanatiker plötzlich ein Verschwender bist. Wobei dies relativ unwahrscheinlich ist, wenn du aktuell eher “sensibel” auf Kosten reagierst 😉

Nochmals: Das heißt nicht, dass man über Kosten nicht nachdenken sollte

Doch eine differenziertere und genauere Betrachtung unter Berücksichtigung von Leistung / Mehrwert und Zeit ist angebracht. Je mehr du verdienst und je mehr Kapital dir zur Verfügung steht, desto mehr kannst du Geld dafür benutzen Zeit zu gewinnen. Das kann Zeit mit deiner Familie, Freunden und Kindern sein. Es kann Zeit sein Sport zu machen oder ein Buch zu lesen. Was ist dir persönlich wichtiger?

Wenn dein Mindset und deine Einstellung allerdings einer Allergie gegenüber jeglichen Kosten gleichzusetzten ist und sowieso alles immer zu teuer ist und nichts etwas kosten darf, dann wird eine differenzierte Betrachtung schwierig bis unmöglich sein. 

3.

Warum sind viele Menschen auf Kosten fixiert?

Männchen läuft Geldscheinen nach

Eindeutig lässt sich diese Frage nicht beantworten. Aber ich spekuliere hier einfach mal ein bisschen. Manche haben seit der Kindheit eingetrichtert bekommen, dass man immer Sparen, Sparen, Sparen muss und haben seit jeher eine schwierige Beziehung zum Thema Geld. Diese Menschen haben de facto ein schlechtes Gewissen, wenn sie Geld ausgeben – egal für was. Hier ist der gut gemeinte Rat des “Sparens” ins Extrem des Kosten-Fanatismus gerutscht. So wie bei den Astronauten ein langer Aufenthalt im All negative Konsequenzen hat, so kann ein langjähriger Kostenfokus in etwas Negatives ausarten. Mit etwas mehr Reflexion zu dem Thema, lässt sich dies hoffentlich lösen.

Manche bewerten, bewusst oder unbewusst, den Faktor Zeit sehr niedrig

Bevor sie 100 € für einen Handwerker ausgeben, verbringen sie lieber den Samstag-Nachmittag damit es selbst zu machen. Wenn dies jemand bewusst macht, dann spricht ja nichts dagegen. Traurig sind jene Fälle, die unbewusst ihrer Zeit einen viel zu niedrigen Wert beimessen und sie deshalb suboptimal verwenden. Nur einmal seinen persönlichen Stundenlohn zu eruieren, kann einen hier womöglich bereits ins Grübeln bringen. Das heißt natürlich nicht, dass man immer nur Dinge machen soll, die einem Spaß machen. Ich hoffe den Eindruck hast du aus dem bisher Geschriebenen nicht gewonnen.

Wir sind es auch gewöhnt, dass vieles immer weniger bis vermeintlich nichts kostet

Das liegt einerseits daran, dass durch den technologischen Fortschritt viele Dinge tatsächlich günstiger werden. Das ist ja für uns alle eine positive Entwicklung. Am deutlichsten ist dies bei Elektrogeräten zu spüren. Doch darum geht es mir hier nicht. Es gibt seit längerem die folgende Sichtweise in unzähligen Abwandlungen: “Wenn du für ein Produkt nichts bezahlst, dann bist du nicht der Kunde, sondern du bist das Produkt, das verkauft wird.” Natürlich stimmt das nicht immer zu 100 %, aber wenn etwas scheinbar nichts kostet, dann sollte man sich überlegen, warum das so ist.

Robert Greene zitiert in seinem Buch Power ein japanisches Sprichwort:

»Tada yori takai mono va nai«. Das bedeutet: »Nichts kostet mehr als das, was es umsonst gibt.«

Eine der unbewussten Konsequenzen aus Dingen die man “umsonst” bekommt, ist dass man bis zu einem gewissen Grad das Gefühl dafür verliert, dass Dienstleistungen, Produkte & Co etwas kosten (egal wie dafür bezahlt wird). Der Klassiker sind soziale Medien, Gratis E-Mail-Postfächer & Co die sich durch unsere Daten und die dafür optimierte Werbung finanzieren.

Oftmals bezahlen wir aber auch Geld für Produkte und Dienstleistungen, ohne uns darüber komplett bewusst zu sein

Wenn du zum Arzt gehst und der Großteil von der Krankenkasse übernommen wird, dann ist dir, wenn du auch nur kurz darüber nachdenkst, klar, dass du den Arztbesuch bereits im Voraus bezahlt hast. Und zwar mit deinen Sozialversicherungsbeiträgen. Doch es fühlt sich nicht so an. Je mehr Leistungen wir “versteckt” bezahlen, desto mehr geht das Gefühl dafür verloren, dass Services und Produkte etwas kosten bzw. wie viel sie kosten.

Manchmal entsteht der Kosten-Fanatismus auch schleichend

Es ist ja nicht nur so wie vorhin erwähnt, dass man von der Kindheit weg gesagt bekommt, dass Sparen wichtig ist. In jungen Jahren hat man meist nicht viel Geld und ist auch einfach gezwungen auf Kosten zu achten. Das ist ja per se nicht schlecht, sondern eine gute Lebenserfahrung. Genauso wie Sparsamkeit an sich eine Eigenschaft ist, die positiv zu bewerten ist. Doch die Kunst ist, dass man dieses Mindset im Laufe der Zeit balancieren muss und je nach Situation anpassen sollte.

Denn auch zu viel von etwas Gutem, kann sich negativ auswirken. Wasser ist beispielsweise lebensnotwendig. Es ist gut für die Hydratation, unterstützt die Körperfunktionen und ist entscheidend für unser Wohlbefinden. Allerdings kann übermäßiger Wasserkonsum zu einer Wasservergiftung führen, die im Extremfall sogar tödlich sein kann. Eine zu starke Fixierung auf Kosten bringt dich zwar vermutlich nicht um, jedoch beeinflusst sie dein Leben womöglich in einer Art und Weise die auf Dauer sehr negativ ist.

Die Entwicklung unseres Geldsystems spielt auch eine Rolle

Ich bin in unserer Artikelserie Gedanken über Geld  auf die Entstehung unseres aktuellen Geldsystems eingegangen. Es ist nicht weit hergeholt, dass die extremsten Auswüchse des Fiat-Geld-Systems für viele Menschen und Familien dazu geführt haben, dass im Geldbörserl am Ende des Monats immer weniger übrigbleibt. Während einem von allen Seiten Konsum suggeriert wird, kann man sich gleichzeitig immer weniger leisten. Eine naheliegende Konsequenz ist, dass viele Menschen sich auf Kosten fixieren (müssen).

Ein letzter Gedanke sei mir noch erlaubt

Ich glaube ehrlich gesagt nicht wirklich daran, dass ich mit diesem Artikel die Menschen von ihrem Weg abbringe, die religiös jegliche “Kosten” vermeiden und nicht über Mehrwert und Zeit nachdenken. Dieser Artikel ist eher für jene, die in ihren Wegen noch nicht festgefahren sind und offen sind, über das Thema intensiver und differenzierter nachzudenken.

Wenn du dich also noch nicht zu lange im Weltall der Kosten aufgehalten hast, dann schneidest du beim kognitiven Kosten-Test hoffentlich besser ab, als Scott Kelly nach seinem Jahr auf der ISS.

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Autor: Florian Märzendorfer

Fan von indischem Essen, Finanzplaner & Co-Founder von FiP.S.

Hasst Strandurlaube & verabscheut Beistrichregeln.

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