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Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten.
Maximal 4 Stunden Schlaf, 320 km Laufen, 20 Stunden Training pro Tag.
Das ist die Hell Week. Unter dem Namen kennt man die härteste Ausbildungswoche im amerikanischen SEAL-Programm. Die Drop-Out-Rate liegt bei ca. 75 %. Das heißt, dass drei Viertel nach oder während dieser Woche aufgeben. Zur Hell Week gehören ewig dauernde Gewaltmärsche durch kaltes Wasser, Team-Übungen mit schweren Booten und mehr oder weniger 6 Tage lang durchgehendes Training.
Wer dem physischen und vor allem dem psychologischen Druck nicht gewachsen ist, hat bei den SEALs nichts verloren. Das gesamte Trainingsprogramm, aber speziell die “Hell Week” ist auch ein Auswahlverfahren. Wer passt zu den SEALs und wer nicht?
Ein Assessmentcenter dient für Unternehmen als Auswahlverfahren potenzieller Mitarbeiter. Für viele Uni- und FH-Absolventen fühlt es sich wie die “Hell Week” bei den SEALs an. Manche bewerben sich gar nicht bei Unternehmen, bei denen Assessmentcenter gemacht werden. Und manche zerbrechen an der Challenge.
In diesem Artikel wollen wir genau das ändern. Wir werden darüber sprechen was ein Assessmentcenter tatsächlich ist, warum Unternehmen es verwenden und was die typischen Übungen und Aufgaben sind. Außerdem sehen wir uns konkrete Beispiele aus echten Assessmentcentern an.
Bereit? Dann legen wir los.
Beim Assessmentcenter (kurz: AC) handelt es sich um ein Gruppenauswahlverfahren in dem beurteilt wird, wer der beste Kandidat bzw. die beste Kandidatin für das Unternehmen ist. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern musst du unter Beobachtung verschiedenste Aufgaben und Probleme lösen.
Die zu lösenden Aufgaben werden meist so berufsnah wie möglich gestaltet. Geprüft und getestet wird deine Persönlichkeit und nicht unbedingt dein Wissen. Es geht um dein Verhalten. Wenn du’s bis ins AC geschafft hast, dann wird angenommen, dass du das notwendige Wissen hast. Wie’s mit deinem unternehmerischen Denken, Durchsetzungsvermögen und Verhalten allgemein aussieht, steht jetzt im Fokus.
Diese Dinge lassen sich in typischen Arbeits- und Stresssituationen besser bewerten und beurteilen als nur durch ein kurzes Vorstellungsgespräch oder deinen Lebenslauf und dein Bewerbungsschreiben. Vor allem dauert ein typisches AC ein paar Stunden oder auch mal zwei Tage. Das Unternehmen hat also viel mehr Zeit dich genauer unter die Lupe zu nehmen.
1. Ein AC muss nicht immer Assessmentcenter heißen. Kennenlerntag, Potentialanalyse oder Bewerberrunde sind gängige Bezeichnungen. Es handelt sich dann trotzdem um ein AC. Du stehst trotzdem unter Beobachtung. Und zwar von Beginn an und bis ganz zum Schluss. Das bringt uns auch zum zweiten Geheimnis.
2. Beim AC gibt es nicht nur offizielle Übungen, sondern auch heimliche Übungen. Wenn du glaubst, dass du beim Assessmentcenter mal eine echte Pause hast, dann liegst du falsch. Pausen sind heimliche Übungen. Wie verhältst du dich gegenüber deinen “Konkurrenten”? Kapselst du dich ab, oder gehst du offen auf die Leute zu? Auch das wird beobachtet. Ohne dass es dir vielleicht bewusst ist.
Nicht nur du stehst unter Beobachtung. Du lernst auch das Unternehmen kennen. Vor allem ist es auch eine Gelegenheit Erkenntnisse über dich selbst zu gewinnen. Wenn ein AC mal nicht so gelaufen ist wie es laufen sollte, dann kannst du dich dadurch verbessern. Aber genug mit den allgemeinen Infos. Sehen wir uns an was dich typischerweise in einem AC erwartet.
Eine Auswahl aus den folgenden Übungen werden in irgendeiner Art und Weise in jedem Assessmentcenter vorkommen:
Während früher in Assessmentcentern durchaus auch eher abstrakte Themenstellungen üblich waren, wird heutzutage der Fokus immer mehr auf praxisrelevante Aufgaben gelegt. Das gilt sowohl für die Rollenspiele als auch für Fallstudien bzw. Gruppendiskussionen. Die Übungen sind meistens stark auf das Unternehmen abgestimmt und wie eine Sammlung von Arbeitsproben strukturiert.
Sehen wir uns für jede der oben genannten Übungen im Detail an worum’s dabei geht und worauf du achten musst.
Es gibt selten ein AC, indem du keine Selbstpräsentation machen musst. Wie lange soll die Präsentation dauern? Die gängigsten Zeiten sind ein bis fünf Minuten. Eine Sache ist bei der Selbstpräsentation anders als bei allen anderen Übungen im AC…
Egal ob die Selbstpräsentation drei oder fünf Minuten dauern soll. Egal ob du sie auf Deutsch oder Englisch halten musst. Du solltest davon nicht überrascht sein. Wenn du ins Kino gehst bist du auch nicht überrascht, wenn zu Beginn Werbung und Trailer gezeigt werden. Genauso selbstverständlich musst du mit einer Selbstpräsentation im AC rechnen. Es kann dir auch durchaus passieren, dass du deine Selbstpräsentation vorbereitest und wenn du an der Reihe bist, heißt es plötzlich: “Please continue in English”.
Das sollte dich nicht aus der Fassung bringen, denn genau mit sowas musst du rechnen. Je internationaler das Unternehmen, desto eher wirst du im AC manche Übungen auch auf Englisch machen müssen. Aber zurück zur Selbstpräsentation.
Hier sind 7 Tipps, um bei der Selbstpräsentation besser abzuschneiden als alle anderen:
Wenn du deinen CV gefühllos runterbetest, dann schlafen die Leute ein. Konzentriere dich eher auf Charaktereigenschaften von dir und erzähle dazu lebendige und authentische Beispiele. Die können natürlich gerne aus deinem CV stammen. Je nachdem wie lange du Zeit hast, kannst du mehr oder weniger Stories einbauen. Bei einer Minute wirst du dich vermutlich auf 2-3 Charaktereigenschaften bzw. Fähigkeiten konzentrieren. Bei zwei Minuten schmückst du die Stories die du erzählst vielleicht etwas aus.
Nochmals: Du kannst dir das ganze vorab vorbereiten und überlegen. Welche Charaktereigenschaften und Fähigkeiten sind für das Unternehmen wichtig? Wie kannst du diese am besten durch persönliche Stories, Beispiele und Erfahrungen beweisen?
Im Grunde ist das ähnlich wie im Vorstellungsgespräch. Wie du dort am besten durch dein eigenes Story-Portfolio punktest, kannst du übrigens in unserem ultimativen Bewerbungstraining “Vom Studium zum Traumjob” erfahren.
„Vom Studium zum Traumjob“ ist ein kostenloser Online-Kurs der dir beibringt wie du in Zukunft jeden Personaler beeindruckst.
Eine wichtige Frage für deine Selbstpräsentation habe ich noch: Kennen die Bewerter bereits deinen Lebenslauf? Diese Frage kannst du auch ruhig an die “Beobachter” stellen. Wenn sie deinen Werdegang bereits kennen, dann ist es noch wichtiger, dass du nicht einfach chronologisch deinen Werdegang erzählst, sondern dass du Charaktereigenschaften und Fähigkeiten durch lebendige Stories beweist.
Kennen die Entscheider deinen Lebenslauf nicht oder inkludiert die Aufgabe auch, dass du deinen Lebensweg beschriebst, dann solltest du auch deinen bisherigen Werdegang einbauen.
Du präsentierst dich selbst. Dafür benötigst du keine Notizen. Außerdem hast du deine Selbstpräsentation ja bereits geübt und vorbereitet 😉 Nur du kannst über deine Fähigkeiten und Eigenschaften erzählen. Dazu brauchst du keinen Zettel.
Hast du schon mal ein Comedy-Special gesehen bei dem der Comedian alles von einem Zettel abliest? Nein. Du nimmst zwar kein Comedy-Special für Netflix auf, dennoch ist deine Selbstpräsentation eine Performance. Ziel sind nicht Lacher. Doch in Erinnerung willst du auch bleiben. So wie du dich auch an ein richtig gutes Comdey-Special länger erinnerst.
Je kürzer die Selbstpräsentation ist, desto weniger wirst du dich im Raum bewegen. Die Bewegung kommt in dem Fall von deinen Armen und Händen. Du solltest nicht wie ein verrückter Professor herumlaufen. Konzentriere dich auf einen festen Stand mit beiden Beinen am Boden. Je länger die Selbstpräsentation dauert, desto mehr wirst du dich natürlich auch bewegen. Das was allgemein für gute Präsentationen gilt, ist auch bei der Selbstpräsentation wichtig.
Du solltest deshalb deine Selbstpräsentation definitiv einige Male vorm Spiegel üben bzw. dich selbst auf Video (oder zumindest Audio aufnehmen) um sie zu verbessern. Die erwähnten Comedians testen ihr Material hunderte Male, bis es richtig sitzt.
Das Ziel der Selbstpräsentation ist, dass du in Erinnerung bleibst. Nicht, dass du sie ohne Nervenzusammenbruch hinter dich bringst (das ist nur ein Sub-Ziel 😉 ). Du willst, dass sich die Entscheider auch noch in 2 Wochen an dich erinnern. Am besten nicht wegen des Nervenzusammenbruchs ?
Wie kannst du das erreichen?
Vielleicht überlegst du dir ein spezielles Flipchart-Bild, das du zeichnest. In einem unserer AC-Trainings hat eine Dame mal grob einen Teilverlauf der Donau skizziert. Auf der “Karte” hat sie dann drei Städte, die an der Donau liegen eingezeichnet. Zu jeder Stadt hat sie eine Story erzählt, die eine Charaktereigenschaft von ihr beweist. Das bleibt in Erinnerung. Und zwar lange (in diesem Fall ist das schon fast 10 Jahre her).
Eine andere Möglichkeit wäre etwas mit dem Unternehmen selbst in Verbindung zu bringen. Ein Klient von uns hat sich bei einem der großen Autobauer beworben und hat seine Selbstpräsentation damit begonnen, dass er die Situation mit einem Auto verglichen hat. Sein Lebenslauf ist wie der erste Blick aufs Auto – man erkennt die Umrisse, aber die Details, Extras und Feinheiten sieht man nicht sofort. Auf dem basierend hat er dann darüber gesprochen, was man aus seinem CV vielleicht nicht auf Anhieb rausliest. Sei kreativ.
Die entscheidende Frage ist: Was bleibt (positiv) in Erinnerung? Was kannst nur du erzählen?
Dazu muss ich dir vermutlich nicht viel erzählen. Wie bei jeder Präsentation solltest du nicht durchgehend in den Himmel schauen oder auf den Boden blicken, sondern Blickkontakt mit deinem Publikum pflegen. Als Tipp: Du kannst dir den Raum in 3-4 Abschnitte aufteilen und jedem “Abschnitt” für 4-5 Sekunden Blickkontakt “schenken”. Einer einzelnen Person würde ich nicht länger als 4-5 Sekunden in die Augen sehen (das wird dann eher zu starren) … Außer du bist auf ein Date aus 😉 Und auch für den Fall geben wir für die Taktik „Starren“ keine Erfolgsgarantie ?
Wenn es eine zeitliche Vorgabe gibt, dann solltest du lieber ein paar Sekunden früher fertig sein, als zu überziehen. Im Worstcase wirst du nach der vorgegebenen Zeit nämlich einfach gestoppt. Egal wie gut die Präsentation ist – wenn sie damit endet, dass du mitten im Satz aufhören musst, dann bleibt genau das in Erinnerung. Stell dir einen Comedian vor, der vor der letzten Punchline die Bühne verlassen muss. Das ist schrecklich.
Je besser du dich vorab vorbereitet hast und je besser du dadurch einschätzen kannst wie lange du für welche Version deiner Selbstpräsentation brauchst, desto einfacher wird die Zeiteinteilung für dich sein.
Der letzte Tipp zur Selbstpräsentation betrifft passenderweise auch den Schluss deiner Selbstpräsentation. Dein Schluss sollte nämlich nicht sowas in der Art wie: “Ja,… und das war’s jetzt eigentlich…” sein. Beginne das Ende deiner Präsentation mit einer kurzen Zusammenfassung. Das kann auch mal nur ein Satz sein. “Zusammenfassend zeichnet mich … aus”. Danach kannst du eine offene Frage ans Publikum stellen: “Welche Fragen gibt es noch zu meiner Person?”
Wenn du dadurch mehr von dir erzählen kannst, dann ist das perfekt. Wenn es keine Fragen gibt, dann macht das auch nichts. Der Schluss deiner Präsentation ist dann: “Danke für die Aufmerksamkeit.” Wenn du ein Flipchart verwendet hast, dann blätterst du beim Flipchart noch um.
Und dann hast du’s geschafft. Selbstpräsentationen sind übrigens oftmals die erste Übung in einem AC. Mit diesen Tipps und der richtigen Vorbereitung beeindruckst du in jedem Assessmentcenter.
So kann eine typische Aufgabenstellung für eine Selbstpräsentation aussehen:
Stellen Sie sich bitte kurz ihren Mitkandidaten (1 Minute) vor.
Ja, eine Angabe im Assessmentcenter kann tatsächlich so kurz ausfallen. In diesem Fall kennen deine Mitkandidaten übrigens deinen Lebenslauf nicht. Ich würde trotzdem wie bereits erwähnt nicht einschläfernd den Lebenslauf erzählen, sondern vor allem auf lebendige Beispiele setzen, mit denen du ein Bild von dir zeichnest.
Bei längeren Selbstpräsentationen kann die Aufgabenstellung so aussehen:
Sie haben mit einer 12-minütigen Selbstpräsentation die Chance sich den Beobachtern aus dem Unternehmen vorzustellen. Nutzen Sie diese Zeit, aber bitte vermeiden Sie es zu überziehen. Wie Sie ihre Selbstpräsentation gestalten ist Ihnen überlassen.
Gehen Sie bitte unbedingt auf folgende Punkte ein:
– Was sind ihre Stärken? Bei welchen Themen gibt es noch Potenzial nach oben?
– Wie sieht ihr bisheriger Werdegang aus und was qualifiziert Sie für die neue Stelle?
Ihnen stehen die folgenden Medien zur Verfügung…
Solche Selbstpräsentationen werden oftmals auch ein paar Tage vor dem AC angekündigt und den Teilnehmern zur Vorbereitung zur Verfügung gestellt. Egal ob das der Fall ist oder nicht: Du musst für diese Übung – egal ob für eine, drei oder 15 Minuten – gerüstet sein.
Mit einem gelungenen Start hinterlässt du nicht nur einen ersten guten Eindruck, sondern “beruhigst” dich auch selbst für die nächste Übung. Die könnte zum Beispiel eine Gruppendiskussion sein.
Der Kern einer jeden Gruppendiskussion ist gemeinsam mit den anderen Teilnehmern über ein spezifisches Thema zu diskutieren und unter Zeitdruck zu einer gemeinsamen Lösung bzw. einem Ergebnis zu kommen.
Neben Gruppendiskussionen gibt es auch Übungen, die keine reine Diskussion sind, sondern ein gemeinsames Lösen einer Aufgabe. Die folgenden Ausführungen gelten deshalb sowohl für eine klassische Gruppendiskussion als auch eine Gruppenübung.
Die Liste kann man noch lange weiterführen. Dein Ziel bei der Gruppendiskussion ist ebenfalls wieder positiv in Erinnerung zu bleiben. Sehen wir uns an was dabei helfen kann.
Zuerst musst du realisieren, dass auch die gesamte Gruppe bewertet wird. Dein Ziel (so wie’s auch später im Job ist) sollte also nicht sein, dass nur du glänzt. Auch das Ergebnis der Diskussion muss gut sein. Die Gruppendiskussion ist ein Mannschaftssport. Du kannst zwar der Star der Mannschaft sein, aber am Ende zählt das Teamergebnis. Wenn das Team verliert, verlierst auch du.
Deshalb ist ein ganz entscheidender Punkt die Organisation, bevor ihr überhaupt zum Diskutieren beginnt.
Sobald die Zeit zu laufen beginnt, kann dein erster Satz der folgende sein: “Bevor wir loslegen, sollten wir uns vielleicht kurz einen Plan machen wie wir das Ganze angehen…”
In fast jeder Gruppendiskussion muss es eine Art Moderator geben. Die Rolle könntest zum Beispiel du einnehmen. Wobei Moderator vielleicht das falsche Wort ist. Denn du musst unbedingt auch eigene Standpunkte und Argumente liefern. Einfach nur moderieren reicht nicht aus. Dein Job besteht eher darin darauf zu achten, dass sich die Gruppe nicht verzettelt (”Passt es für euch, wenn ich darauf schaue, dass wir den roten Faden nicht verlieren?”). Du solltest auch während der Diskussion immer wieder mal eine kurze Zusammenfassung machen. Damit zeigst du, dass du den Überblick hast.
Irgendjemand sollte auch die Zeit im Auge behalten. Wenn ihr zum Beispiel 20 Minuten Zeit habt, dann muss es einen “Zeitmenschen” geben. Der Zeitmensch macht die Gruppe immer wieder darauf aufmerksam wie viel Zeit noch bleibt. Diese Rolle kannst du auch während der Organisationsphase zu Beginn verteilen. Das geht unter anderem mit einer offenen Frage wie: “Wer möchte denn die Zeit im Auge behalten?” oder “Wer will denn die Aufgabe des Zeitmanagements übernehmen?”
Wenn sich niemand meldet musst du jemanden bestimmen. Am besten mit “Ist es für dich ok, wenn du auf die Zeit achtest?” und nicht mit “Du bist der Zeitmensch.” Außer bei diesem Unternehmen wird ein Diktator gesucht 😉
Eine weitere entscheidende Funktion bei einer Gruppendiskussion hat der “Schriftführer”.
Irgendjemand aus der Gruppe sollte schriftlich die wichtigsten Ergebnisse festhalten. Falls es so etwas wie ein Flipchart gibt, dann macht es Sinn, dass direkt dort “mitgeschrieben” wird. Der Grund dahinter ist einfach: So sind der Fortschritt und Status für jeden sichtbar. Schwächere Gruppenmitglieder wissen zu jeder Zeit wie der Stand der Dinge ist. Das hilft der ganzen Gruppe. Natürlich solltest du dir selbst trotzdem noch Notizen machen, damit du den Überblick nicht verlierst.
Das bringt uns zu einem weiteren wichtigen Aspekt: Allen Teilnehmern muss klar sein, was das Ziel der Übung ist. Welche Aufgabe muss gelöst werden? Das bedeutet also unbedingt klar zu definieren worum es geht und nachzufragen ob jedem klar ist wie ihr gemeinsam in der Gruppe vorgehen werdet. Du musst darauf achten, dass du alle ins Boot holst. Und zwar bevor die Gruppe mit der Arbeit loslegt. Stell dir eine Rudermannschaft vor bei der ein Ruderer viel schwächer ist als alle anderen. Das funktioniert nicht.
Nur wenn alle das Ziel kennen ist eine erfolgreiche Gruppendiskussion möglich. Ein bis zwei zusammenfassende Sätze können hier Wunder bewirken (und für die Beobachter zeigen, dass du alles im Griff hast).
Du bist bei einem großen Autobauer im AC.
Die Aufgabenstellung an die Gruppe lautet:
Bitte erstellen Sie in Ihrer Gruppe ein Flipchart und eine Präsentation rund um das Thema: “Individuelle Mobilität im Jahr 2025”. Sie haben insgesamt 20 Minuten Zeit sich individuell auf das Thema vorzubereiten. Anschließend stehen Ihnen 40 Minuten Diskussionszeit in Ihrer Gruppe zur Verfügung, um ein Flipchart & eine Präsentation zum Thema zu erstellen. Die Präsentation darf nicht länger als 3 Minuten dauern.
Eine ähnliche Aufgabenstellung könnte sich um einen neuen Marketingplan für das Unternehmen drehen. Oder du musst mit deiner Gruppe einen Vortrag für einen Vorstand vorbereiten. Vielleicht musst du beim Autobauer auch das Auto der Zukunft entwerfen.
Kommen wir im nächsten Schritt zu den Rollenspielen…
Eines der Rollenspiele, das am häufigsten vorkommt ist ein Mitarbeitergespräch. Du schlüpfst in die Rolle des Vorgesetzten und musst mit einem Mitarbeiter sprechen. Damit die Übung nicht zu leicht wird und mehr Aufschluss über dein Führungsverhalten gibt, wird in dem Gespräch häufig ein Fehlverhalten eines Mitarbeiters ein Thema sein. Oder es geht darum ein aufgetretenes Problem zu behandeln.
Speziell beim Mitarbeitergespräch geht es eben um dein Führungsverhalten. Kannst du konkrete und messbare Ziele vereinbaren? Kannst du demotivierte Mitarbeiter wieder motivieren? Schaffst du es Aufgaben klar und verständlich zu präsentieren?
Was ist tatsächlich passiert und warum? Falls in deiner Angabe Gerüchte und Vermutungen vorkommen, dann musst du zuerst abklären, ob das auch tatsächlich so ist.
Wie musst du das Gespräch führen? Am besten bist du hart in der Sache aber soft im persönlichen Umgang. Was bedeutet das? Bleib beim Sachthema und lass dich nicht durch emotionale Manöver aus der Ruhe bringen. Lass dir die Situation vom Mitarbeiter erklären und erkläre ihm dann auch konkret, warum sein Verhalten dem Unternehmen schadet (falls es sich bei dem Verhalten um ein Fehlverhalten handelt). Biete gleichzeitig aber deine Hilfe an, um das Problem gemeinsam zu beseitigen. Das “richtige” Verhalten hängt natürlich von der jeweiligen Aufgabenstellung ab. Als kleine Buchempfehlung zwischendurch: Wenn du mehr über Führung und Führungsverhalten lernen willst, dann kannst du zum Beispiel das Buch “Extreme Ownership” lesen.
Wenn du beispielsweise im Verkauf tätig sein wirst, ist es wahrscheinlich, dass ein Verkaufsgespräch simuliert wird. Wenn du im Einkauf tätig bist, dann ist eine Verhandlung mit einem Lieferanten üblich. Das Mitarbeitergespräch kommt deshalb so häufig vor, da du in jeder Position, in der du früher oder später Führungsverantwortung hast, auch Mitarbeitergespräche führen musst.
Die Angaben für ein Mitarbeitergespräch könnten beispielsweise so aussehen:
Sie sind Führungskraft bei der XY AG. Ihr Mitarbeiter, Herr Decker, ist seit 2 Jahren im Unternehmen. Seine Aufgaben und Ziele erfüllt Herr Decker ausgezeichnet. Doch zwischenmenschlich und im Team kommt es immer wieder zu Problemen.
Andere Mitarbeiter haben von folgenden Vorfällen berichtet:
Sie haben 15 Minuten Zeit, um sich auf das Gespräch vorzubereiten. Im Anschluss besprechen Sie mit Herrn Decker die Situation in einem 15-minütigen Gespräch.
Es kann auch sein, dass du mit einem Mitarbeiter sein ständiges zu spät kommen besprechen musst oder jemandem erklären musst, warum er sich nicht über die geltenden Vorschriften hinwegsetzen kann. Vielleicht musst du auch jemandem erklären, warum er (schon wieder) keine Beförderung bekommt.
Du kennst sie vermutlich noch aus dem Studium. Im Assessmentcenter wirst du diese Business Cases vor allem in Form von Gruppenübungen finden. Es kann aber auch mal eine Einzelübung sein. Im Assessmentcenter ist es ebenfalls üblich, dass dir “klassische” Vorstellungsgesprächsfragen gestellt werden. Für das Vorstellungsgespräch (und generell für den Bewerbungsprozess) solltest du dir wie bereits erwähnt unseren “Vom Studium zum Traumjob” Online-Kurs ansehen.
Präsentationen können Teil einer jeden Übung sein. Bei der Selbstpräsentation präsentierst du dich selbst. Bei Gruppendiskussionen werden Ergebnisse präsentiert. Bei einer Fallstudie präsentierst du vielleicht das Fazit. Das ist jedes Mal eine Chance zu glänzen (oder eben nicht). Melde dich also freiwillig fürs Präsentieren, übertreibe es aber nicht. Warst du bereits zwei Mal dran, dann überlasse ruhig auch mal jemand anderem das Feld. Wenn sich wieder keiner meldet, dann sagst du: “Das kann gerne wieder ich übernehmen, wenn sonst niemand will…”.
Die Postkorb-Übung ist eine typische “Zeitdruck”-Übung. Die Übung kann zum Beispiel so aussehen: Du sitzt am PC und musst innerhalb von 25 Minuten ein sehr volles E-Mail-Postfach abarbeiten. Wichtig ist bei Postkorbübungen, dass du dir zuerst einen Überblick verschaffst. Was sind kritische Mails bzw. Schriftstücke? Welche musst du selbst bearbeiten und welche kannst du delegieren? Wenn du die Rolle einer Führungskraft “spielst”, dann kannst du nicht alles selbst erledigen. Oftmals sind diese Übungen so konzipiert, dass es unmöglich ist alles in der vorgegebenen Zeit zu schaffen. Umso wichtiger ist es sich zuerst einen Gesamtüberblick zu verschaffen und dann zu priorisieren (und womöglich zu delegieren).
Bei Postkorb-Übungen ist es auch üblich, dass während der Übung neue Informationen auftauchen (zB neue E-Mails). Lass dich auch davon nicht überraschen.
Du hast an diesem Punkt bereits eine gute Vorstellung von Selbstpräsentation, Gruppendiskussionen, Rollenspielen & Co.
Bevor wir zu allgemeinen Tipps für das Assessmentcenter kommen, sehen wir uns noch ein paar typische Beispiele zu genau diesen Aufgaben an. Welche Übungen wurden in echten Assessmentcentern gemacht?
Viele von unseren Klienten waren bei Assessmentcentern. Eine kleine Auswahl aus den erlebten Übungen und ACs haben wir hier zusammengefasst…
Welche Übungen kamen vor?
Welche Übungen kamen vor?
Welche Übungen kamen vor?
Wie du siehst, deckt sich das zu einem großen Teil mit den bisher besprochenen Inhalten.
Weitere Klienten berichteten auch von 90 Minuten “Intelligenztests” am PC bei denen räumliches Denken, Zahlenreihen, etc. geprüft wurden. Es gab auch Unternehmen die im AC immer wieder Fragen zum Unternehmen an sich stellten (Aktienkurs, wer sind die Konkurrenten, …). Diese Infos über das Unternehmen wissen zu müssen, sollte an diesem Punkt allerdings keine Überraschung mehr sein.
Es ist nicht unüblich, dass in Rollenspielen auch mehrere Mitarbeitersituationen durchgespielt werden: Wie reagieren Sie, wenn X passiert? Was machen Sie, wenn Y passiert?
Doch nur darüber Bescheid zu wissen, bringt dich noch nicht weiter. Über die Hell Week kannst du auch nachlesen, ob du sie aber tatsächlich durchstehst, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon ist deine Vorbereitung. Genau das sehen wir uns jetzt noch für das AC an 🙂
Ich kann mich noch gut an einen Anruf eines Klienten erinnern. Es war gegen 18:00 Uhr an einem Montag. Die Frage, die mir der Klient stellte, war folgende:
Aus diesem Anruf kannst du zwei Sachen lernen:
1. Ein einzelner Abend kurz vorm Assessmentcenter ist vermutlich zu wenig Vorbereitungszeit.
2. Je cooler du an die Sache herangehst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du erfolgreich bist.
Denn in dem Fall hat der Klient den Job dann tatsächlich bekommen. Was sich im ersten Moment wie ein Widerspruch anhört, muss keiner sein. Ja, es ist sinnvoll sich intensiv auf ein AC vorzubereiten. Denn je vorbereiteter man ist, desto cooler geht man für normal an die Sache heran. Einen Abend zuvor mit der Vorbereitung zu beginnen, ist in der Regel ein Rezept zum Scheitern. Mein Klient hatte sicherlich etwas Glück.
Doch eines darf dabei nicht vergessen werden:
Um ins AC zu kommen, musst du bereits gut sein. Das war er. Wenn deine Unterlagen Lebenslauf und Bewerbungsschreiben jeweils mies sind, dann schaffst du’s gar nicht soweit.
Mein Klient ging sehr entspannt an die Sache heran (manche würden behaupten zu entspannt) und präsentierte sich im AC deshalb sehr natürlich, locker und sympathisch. Und das bringt uns auch zum ersten Tipp.
Es bringt nichts, wenn du für 6 Stunden versuchst einen anderen zu spielen. Außer du bewirbst dich in Hollywood für den nächsten Blockbuster 😉 Auf der einen Seite bemerken gut geschulte Beobachter das. Auf der anderen Seite: Was ist, wenn du dich wirklich 6 Stunden komplett “verstellen” kannst? Und dann bekommst du tatsächlich den Job…
Verstellst du dich im Unternehmen dann jeden Tag?
Das endet entweder damit, dass du nach 3 Monaten aufhörst. Oder das Unternehmen relativ bald realisiert, dass du doch nicht so bist, wie du im AC gewirkt hast.
Das bedeutet natürlich nicht, dass du extra auf alle deine kleinen und großen Schwächen hinweist. Das bedeutet auch nicht, dass du dich nicht auf das AC vorbereitest. Es bedeutet lediglich, dass du nicht versuchen solltest dich komplett zu verstellen.
“By failing to prepare, you are preparing to fail.”
Das Beispiel meines Klienten von oben ist die Ausnahme (und selbst er hat sich zumindest am Abend noch vorbereitet). Wenn du dich nicht vorbereitest sinken deine Chancen den Job zu bekommen. Die Vorbereitung bedeutet in dem Fall ein paar Dinge:
Je besser du vorbereitet bist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass du gut abschneidest.
Wenn es zum Beispiel darum geht, wer bei der ersten Gruppendiskussion die Ergebnisse präsentiert, dann schau, dass du das machst. Gerade zu Beginn eines ACs sind die meisten TeilnehmerInnen noch etwas eingeschüchtert. Das ist deine Chance. Du kannst ohne viel Gegenwehr, wertvolle Zeit gewinnen, in der du im Mittelpunkt stehst.
Je mehr Beobachter von dir sehen, desto eher bleibst du in Erinnerung. Zeig’ also Initiative. Vor allem zu Beginn musst du dich meistens nicht darum streiten (natürlich solltest du dich auch später nicht mit den Konkurrenten darum “streiten”).
Lass gegen Ende nicht nach. Es ist erwiesen, dass das Ende von Aktivitäten und Tätigkeiten MEHR in Erinnerung bleibt. Das bedeutet, wenn du bei den letzten Übungen punktest, dann bleibst du besser im Kopf der Beobachter.
Wir haben eingangs des Artikels auch von heimlichen Übungen und Aufgaben gesprochen. Ein Klient von mir hat einmal dieses Feedback bekommen: “Du warst die einzige Person, die den anderen angeboten hat Ihnen etwas zum Trinken mitzunehmen. Das hat uns gefallen.”
Ja, auch das wird bewertet und beobachtet. Wie verhältst du dich in den “Pausen”? Wie zuvorkommend, nett und umgänglich bist du, wenn keine Übung oder Aufgabe stattfindet?
Unter dem Stress eines Assessmentcenters kann sowas schon mal vergessen werden. Dein Verhalten in den Pausen ist also nicht zu unterschätzen und spielt eine entscheidende Rolle bei deiner Gesamtbewertung. Natürlich sollte das Verhalten in den Pausen nicht das einzige positive Feedback sein 😉
Es ist nicht das Ende der Welt, wenn du den Job nicht bekommst. Ja, auch wenn es dein Jugendtraum ist bei Firma XY zu arbeiten und du dein gesamtes Studium darauf hingearbeitet hast. Je verbissener du an die Sache herangehst, desto verkrampfter bist du dann im Assessmentcenter. Bleib’ ruhig und entspannt. Wenn du dich auf das AC vorbereitet hast, dann hast du alles getan, was möglich war. Falls du den Job nicht bekommst, wird’s Zeit für neue Träume 🙂
Ein dummer Fehler wäre übrigens bei einem 2-Tages-AC am ersten Abend im Restaurant bzw. einer Bar etwas zu viel zu trinken 😉 Und nein, du wärst nicht der Erste bzw. die Erste, der das passiert. Sabotier’ dich nicht selbst.
Doch wenn du die Inhalte hier beherzigst, dann hast du einen riesengroßen Startvorteil. Selbst wenn dir der Gedanke des Assessmentcenters dann noch immer wie die Hell Week der SEALs vorkommt. Vergiss nicht: 25 % überstehen die Hell Week und sind danach fast wie neu geboren.
Wenn du dich ausreichend vorbereitest, dann erhöhst du die Chance jedes Assessmentcenter mit Bravour zu meistern – egal wie höllisch es ist 😉
Wenn du bis hierher gelesen hast, dann gehörst du schon mal zu denen, die auch im AC gute Chancen auf Erfolg haben. Denn du hast ca. 5.000 Wörter gelesen 🙂
Wie kannst du deine Karriere und dein Leben jetzt weiter vorantreiben?
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