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Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten.
Am Tag seiner Hinrichtung kam Kondratij Rylejew noch mit dem Leben davon…
Wir schreiben das Jahr 1825 und mit Nikolaus I. besteigt ein neuer Zar den Thron. Unmittelbar danach brach ein Aufstand aus. Kondratij Rylejew war einer der Anführer, der sich für die Modernisierung einsetzte. Doch Nikolaus I. schlug die Rebellion brutal nieder. Als einer der Rädelsführer wurde Kondratij zum Tode durch den Strick verurteilt. Doch am Tag seiner Hinrichtung starb er nicht.
Ihm wurde zwar die Schlinge um den Hals gelegt und selbst die Falltür öffnete sich. Doch der Strick riss. Solch ein Vorkommnis galt damals als göttlicher Wille und jemand der so dem Tod entkam, wurde üblicherweise begnadigt. Kondratij rief, nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, der Menge zu: “Seht ihr, in Russland können sie gar nichts richtig machen, noch nicht einmal einen Strick drehen!” Ein Bote eilte zum Zaren. Dieser unterzeichnete verärgert aber nichtsdestotrotz die Begnadigung. Doch dann fragte er den Boten, ob Kondratij nach dem offensichtlichen Wunder etwas sagte. Und jetzt wurden ihm seine Worte zum Verhängnis. Der Zar zerriss die Begnadigung und sagte: “In diesem Fall wollen wir ihm das Gegenteil beweisen.” Am nächsten Tag wurde Kondratij erhängt. Diesmal riss der Strick nicht.
Der große Fehler von Kondratij war den Mund nicht zu halten.
Nichts zu sagen, obwohl du bereits Behandlungen, Krankheiten und Unfälle hattest, führt zwar nicht zur Aufhebung deiner Begnadigung (du wurdest ja nicht zum Tode verurteilt), aber im worst-case führt dein Schweigen zur Aufhebung deines Versicherungsvertrags. Genau darum geht es im heutigen Artikel.
Starten wir mit…
Grundsätzlich gibt es bei vielen Versicherungen Gesundheitsfragen, die in irgendeiner Art und Weise auch deine Gesundheit betreffen. Das sind unter anderem:
Die Fragen bei der Unfallversicherung sind in den meisten Fällen nicht sehr umfangreich. Deine Gesundheit hat hier meist nicht so gravierende Auswirkungen.
Am schärfsten wird deine Gesundheit bei Berufsunfähigkeit und Krankenzusatz bewertet. Während ein Bandscheibenvorfall für eine Ablebensversicherung praktisch irrelevant ist, führt er bei einer BU-Versicherung unweigerlich zum Ausschluss der Wirbelsäule und bei einer Krankenzusatz vermutlich zu Wartezeiten, Ausschlüssen oder Zuschlägen.
Die Gesundheitsprüfung findet anhand eines Fragebogens statt, den du ausfüllst. Wenige Anbieter machen das Ganze auch mit einem Gesundheitstelefonat – hier füllst du die Fragen nicht schriftlich aus, sondern medizinisches Personal / Ärzte gehen die Fragen mit dir durch, stellen auch gleich Nachfragen und kommen so zu einer Einstufung bzw. zu einem Ergebnis.
Nein, das solltest du unter allen Umständen unterlassen. Denn selbst wenn alle Werte perfekt sind, dann wird dein Tarif deshalb nicht günstiger (vielleicht ändert sich das ja mal wenn wir 24/7 getrackt, überwacht und in Beobachtung stehen – ob das wünschenswert ist, muss sich jeder selbst überlegen). Die berechneten Tarife gehen nämlich schon davon aus, dass du komplett gesund bist. Wenn es keine offiziellen Befunde gibt, dann ist das auch so. Deshalb ist die routinemäßige Gesundenuntersuchung, erst nach Abschluss eines Vertrages zu empfehlen. Je weniger du bei den Gesundheitsfragen angeben musst, desto besser. Was nicht heißen soll, dass du etwas verschweigen sollst – auch wenn deshalb nicht gleich der Strick droht 😉
Die Gesundheitsfragen sind von Gesellschaft zu Gesellschaft unterschiedlich. Manche fragen weiter zurück (z.B. Vorkommnisse in den letzten 10 Jahren vs. 5 Jahren), manche fragen bei bestimmten Themen sogar, ob du jemals in Behandlung warst und andere fragen nur, ob du aktuell ein Problem hast. Der gängigste Zeitraum, der abgefragt wird, sind die letzten 5 bis 10 Jahre.
Hier wird üblicherweise ein kompletter “Körpercheck” gemacht. Manche BU-Anbieter fragen bei der Psyche zum Beispiel explizit nach 10 Jahren, während andere sich mit 5 Jahren zufriedengeben. Wenn du also vor exakt 6 Jahren bei einem Psychologen in Behandlung warst, dann wird der Anbieter mit der Frage nach den 5 Jahren bei dir zu bevorzugen sein. Denn bei dem musst du das Thema gar nicht angeben.
Wenn wir für unsere Klienten die jeweiligen Versicherungen berechnen und vorbereiten, dann achten wir bereits auf das. An diesem Punkt sollten wir auch gleich besprechen was die möglichen Auswirkungen von Gesundheitsproblemen sind.
Vorweg: Die wenigsten können jede einzelne Frage mit “Nein” beantworten. Und nicht jedes Wehwehchen führt zu Konsequenzen. Aber damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie die Auswirkungen sein können, sehen wir uns die möglichen Varianten an:
1. Du wirst ganz normal versichert, ohne irgendwelche Beanstandungen 🙂
2. Die Gesellschaft versichert dich, hätte aber gerne bei gewissen Themen Wartezeiten (d.h. das zum Beispiel dein linkes Knie erst nach 24 Monaten mitversichert wird).
3. Die Gesellschaft versichert dich ganz normal, hätte aber gerne einen Zuschlag (=Erhöhung der Prämie).
4. Die Gesellschaft versichert dich, aber schließt Vorerkrankungen aus (die Prämie wird allerdings nicht günstiger).
5. Du wirst komplett abgelehnt und gar nicht versichert
Was tatsächlich auf dich zutrifft, weiß man erst nachdem die Risikoprüfer der Versicherungen deinen Fall bewertet haben. Wir von FiP.S können dir aufgrund unserer Erfahrung aber meist eine grobe Indikation geben (je nachdem um welches Thema es geht). Die in Punkt 3 erwähnten Zuschläge starten meist bei rund 25 % und haben nach oben praktisch keine Grenze. Bei der BU wird im Großteil der Fälle in 25 % Sprüngen (also 25 %, dann 50 %, dann 75 %, …) angepasst. Bei der Krankenzusatz ist es von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich.
Dann kommst du vor den Scharfrichter und wirst geköpft. Nein, so schlimm ist es nicht, aber es ist auch kein Kavaliersdelikt. Du solltest also nicht mit dem Gedanken spielen Dinge zu verschweigen oder falsch darzustellen – da drehst du dir den Strick sonst selbst.
Es kommt natürlich auch immer auf das spezifische Thema an. Machen wir ein paar Beispiele, damit du ein Gefühl dafür bekommst:
Hier kannst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Versicherungsgesellschaften, sobald sie das mitbekommen, vom Vertrag zurücktreten. Der Grund dahinter ist einfach: Hätten sie die Information bereits bei Abschluss gehabt, dann hätten sie dich abgelehnt. Wenn ihnen gerade der Sinn danach steht, gehen sie vielleicht auch noch rechtlich gegen dich vor. So etwas zu verschweigen ist also keine gute Idee.
Falls du dir gerade denkst: “Ja, aber wie sollen sie das jemals herausfinden?”
Mit Abschluss gibst du ihnen auch das Recht Einsicht in deine Krankenakte zu nehmen bzw. bei Ärzten, Krankenhäusern & Co nachzufragen. Ohne diese Einwilligung versichern sie dich sowieso nicht. D.h. irgendwann wissen sie davon.
Für einen stationären Krankenzusatztarif ist das vielleicht noch gar nicht so schlimm und du kommst mit einem blauen Auge davon. Bei einer Privatarztversicherung wirst du definitiv ein Problem bekommen. Spätestens wenn du die erste Massage- oder Physiotherapierechnung einreichst, wird kurz darauf ein Schreiben bei dir eintrudeln, dass dich wahrscheinlich vor zwei Optionen stellt:
1. Die Versicherung streicht mit nächsten Monatsersten deinen Privatarzttarif oder
2. Du zahlst der Versicherung ab jetzt 40 % (die Höhe vom Zuschlag kann natürlich abweichen) mehr Prämie.
Wenn du dich bis zum Stichtag nicht entscheidest, wird der Vertrag storniert. Das klingt hart, ist aber in der Praxis die Vorgehensweise der Versicherer. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch verständlich – es ist für die gesamte Versichertengemeinschaft (also alle anderen die den gleichen Tarif haben wie du) unfair, wenn du das gleiche bezahlen würdest, obwohl du bereits vor Abschluss “Probleme” bei gewissen Themen hattest.
Das wird in 99,9 % der Fälle völlig irrelevant sein. So etwas musst du in Wahrheit auch gar nicht angeben. Du brauchst dir also nicht über Kleinigkeiten den Kopf zerbrechen. Wenn du vor 8 Jahren Halsweh hattest, dann ist das für den Vertrag egal. Wenn du alle 3 Monate aufgrund von Halsschmerzen in Behandlung bist, dann ist das nicht egal. Chronische Beschwerden führen eher zu Erschwernissen wie einmalige Vorfälle.
Falls du dir unsicher bist, ob du dich an etwas nicht erinnern kannst, dann ist das normalerweise ein Zeichen, dass es sich um etwas nicht so Wichtiges handelt (an eine Physiotherapie die nicht länger als 1-2 Jahre her ist, erinnerst du dich normalerweise und an eine schwere Erkrankung auch). Um auf Nummer Sicher zu gehen, kannst du dir von deiner Sozialversicherung auch einen Auszug deiner Krankenakte holen (das sollte bei allen inzwischen digital gehen). Dann kannst du nachlesen bzw. nachsehen, ob du etwas vergessen hast.
Alles was medizinisch nachweisbar ist (=du warst bei einem Arzt und hast dort deine eCard hergegeben), musst du unbedingt auch bei den Gesundheitsfragen angeben – natürlich nur, wenn es unter den gefragten Zeitraum fällt.
Wie vorhin schon erwähnt, kann es zu Ausschlüssen, Zuschlägen oder Ablehnungen kommen. Allerdings bewertet nicht jeder Versicherer die Situation gleich. Ich habe es schon erlebt, dass ein Versicherer ablehnt, während ein anderer normal versichert. Deshalb kann es in manchen Fällen empfehlenswert sein bei mehreren Versicherern anzusuchen.
Eine Risikovoranfrage ist noch kein expliziter Antrag, sondern eben eine “Voranfrage”. Basierend auf dem Gesundheitszustand bittet man vorab um eine Einschätzung und um Bekanntgabe wie man versichert werden würde. Wir machen das für unsere Klienten, wenn es absehbar ist, dass es zu Problemen kommen könnte bzw. wenn der Nr. 1 Anbieter ein schlechtes Offert gelegt hat.
Die Ergebnisse der Risikovoranfragen helfen dann auch bei der Gesamteinschätzung. Wenn du 2 Ablehnungen bekommen hast und ein Angebot mit 25 % Zuschlag, dann ist es ein No-Brainer den 25 % Zuschlag anzunehmen.
Bei der Krankenzusatzversicherung macht so gut wie kein Anbieter eine Risikovoranfrage. Hier gilt es dann einfach Anträge zu machen und auch hier abzuwarten was jeweils rauskommt. Auch das machen wir natürlich für unsere Klienten, um tatsächlich zum besten Offert zu kommen.
Das kommt auf die Gesellschaft, das gesundheitliche Problem und den spezifischen Vertrag an. Solltest du einen Bandscheibenvorfall haben, dann wird die Wirbelsäule bei der BU mit Sicherheit ausgeschlossen und es wird dafür auch keine Überprüfungsmöglichkeit mehr geben. Solltest du allerdings einfach nur Rückenschmerzen gehabt haben und vor kurzem in Behandlung gewesen sein inkl. Physio, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass du einen Ausschluss angeboten bekommst, der aber nach 1-3 Jahren wieder überprüft wird. Wenn nichts mehr war, dann wird die Wirbelsäule wieder in den Versicherungsschutz eingeschlossen.
Am Ende des Tages ist es aus Sicht der Versicherung verständlich, dass Menschen (auch wenn du davon betroffen bist) mit Vorerkrankungen vielleicht etwas mehr zahlen müssen oder gewisse Dinge nicht mehr versichert bekommen. Wenn die Versicherung das nicht macht, dann steigt das Prämienniveau für alle auf ein Level, dass den Abschluss unleistbar macht. Das ist keine sinnvolle Lösung. Auch wenn ich mir persönlich natürlich wünschen würde, dass sich jeder und alle – egal wie die Gesundheitssituation aussieht – gut versichern könnten.
Aber man muss auch realistisch bleiben. Deshalb ist es umso wichtiger langfristig zu denken, wenn es um Versicherungen geht und so früh wie möglich den Fuß in die Tür zu bekommen. Je früher du eine Versicherung machst (und damit auch deinen Gesundheitszustand abgesichert hast), desto unwahrscheinlicher ist es, dass du Probleme bekommst.
Speziell bei der Krankenzusatzversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung ist der frühe Abschluss entscheidend. Bei der Krankenzusatz ist das ganz unproblematisch, da du sie praktisch ab Geburt machen kannst (ein Optionstarif für Kinder kostet unter 10 € im Monat), bei der Berufsunfähigkeitsversicherung kannst du natürlich noch nicht ab Geburt zuschlagen. Aber bis du 40 bist solltest du unter keinen Umständen warten 😉
Eine versicherungstechnische Bewertung ist nicht gleichzusetzen mit einer rein medizinischen Bewertung. Wenn du mehrmals Physio gehabt hast, dann ist das ja nichts Schlimmes – aber für einen Krankenversicherer bedeutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass dies auch in Zukunft öfter vorkommen wird. Das bedeutet höhere Kosten für die Versicherung und das wiederum wird eher zu einem Zuschlag oder Ausschluss führen. Egal was also rauskommt – lass dich davon nicht verunsichern.
Ausschlüsse oder Wartezeiten sind meist gar nicht verhandelbar. Bei Zuschlägen besteht eine kleine Chance erfolgreich nachzuverhandeln. Wenn auch das nicht fruchtet, dann kann man nichts machen. Dann gilt es entweder den Zuschlag zu akzeptieren oder den Vertrag nicht zu machen.
Lamentieren bringt dann nichts mehr. Die Versicherung zerreißt zwar deinen Antrag nicht, so wie der Zar die Begnadigung von Kondratij Rylejew, jedoch verschwendest du deine Zeit und deine Energie, wenn du das Ergebnis nicht akzeptierst.
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